"Gott ist kein Würfelspieler, und mit Wunschkonzerten hat er auch nichts zu tun", sagte ein Freund zu mir. Es war seine Antwort auf die Enttäuschung meines Sohnes, der traurig ist, weil er seine Wünsche von Gott nicht erfüllt bekommt. Es sind keine großen Wünsche, aber wesentliche Wünsche, Wünsche für sein Leben, das anders ist, als er es sich gewünscht hat. Und ich mir für ihn.
Der Freund hat Recht. Nein, Gott ist sicher kein Würfelspieler und für Wunschkonzerte hat er sicher auch keine Zeit. Die Ohren müssen im klingen von all den Wünschen, die zu ihm dringen - ein lautes Wunschkonzert. Sicher hat er längst den Ton ganz leise gedreht. Ich nehme es ihm nicht übel. Das ist gesunder Selbstschutz.
Immer weniger Menschen glauben an Gott. Gott ist altmodisch geworden. Er wohnt in den Kirchen und in den Schriften der Bibel, dieser Gott von dem man uns von Kindesbeinen an, erzählt hat. Wir haben ihn in Erinnerung wie die Märchen der Gebrüder Grimm. Doch immer dann, wenn das Unerwartbare in unser Leben einbricht, dann, wenn ein einziger Augenblick alles ändert was war, immer dann, wenn die Krise sich zeigt, dann erinnern wir uns, dann glauben wir wieder, dann beten wir, dann verlegen wir uns auf das Wünschen. In der Verzweiflung ist Gott oft der letzte Halt. Nun, vielleicht stinkt ihm das, dass wir ihn nur dann ansprechen, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Mal ehrlich, ich wäre ziemlich sauer, wenn die, die ich liebe, nur dann anklopfen, wenn sie nicht mehr weiter wissen.
Trotzdem. Ich bin für das Wünschen. Oder besser: Ich bin für das Bitten. Ich bin für jeden Versuch, für jede Möglichkeit, die uns hilft weiter zu machen. Ich weiß, das Mögliche ist immer möglich. Auch wenn der Versuch misslingt - es war ein Versuch. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass er gelingt, dass mir meine Wünsche und Bitten erfüllt werden. Dann habe ich das Gefühl, dass ich ein Geschenk bekommen habe. Es sieht nur anders aus, als ich es mir gewünscht habe. Die Geschenke von Gott sind in der Regel auch nicht so schön verpackt, wie wir wir uns das wünschen. Aber wenn wir genau hingucken, dann sind es wertvolle Geschenke. Unser Begabungen zum Beispiel, die Potentiale, die in uns angelegt sind, die Kraft weiter zu machen. Das sind Geschenke, die wir allzu oft nicht erkennen, nicht schätzen und nicht nutzen. Dann liegen sie da, unbeachtet - und dafür kann Gott dann gar nichts. Dafür können wir etwas. Mein Gott, was soll er denn da machen?
Wenn ich an Gott denke, dann denke ich an ihn wie an einen guten Vater, der seinen Kindern Werkzeuge in die Hand gibt, um das zu erschaffen, was ihnen mit genau diesen Werkzeugen möglich ist. Machen eben, nicht machen lassen. Probieren, was geht. Ausprobieren, immer wieder, bis es klappt. Üben, solange wir leben. Ich denke, die Kunst ist zu sehen, was möglich ist, mit diesen Werkzeugen. Und wie alle Kunst bedeutet das, ein beständiges Arbeiten, Entwickeln und Vervollkommnen. Ja, Arbeit! Und zwar an uns selbst, am Leben.
Nein, Gott hat mit Wunschkonzerten nichts zu tun.
Wir bekommen nicht immer das, was wir uns wünschen, aber ich glaube fest daran, dass wir bekommen, was wir brauchen, um der zu werden, der wir sind.
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