„Dieses Buch ist der Abschluss eines Familienfreskos, das vor zehn Jahren mit „Das Ende von Eddy“ begonnen hat", steht auf dem Buchrücken von Éduard Louis neuester Erzählung „Der Absturz.“
Es ist der letzte Teil der Geschichte einer zerrütteten Familie, in der Alkohol, emotionale und körperliche und Gewalt an der Tagesordnung sind. Es ist die Geschichte über das Leben und den Tod seines Bruders, den Louis gehasst hat, den er zehn Jahre nicht gesehen hat, dessen Tod ihn gleichgültig lässt, ihn aber dazu bringt über den Bruder nachzudenken, und zu analysieren, was ihn zu dem zerstörten Menschen gemacht hat, der er war. Es ist eine Geschichte, die mich vom ersten Moment an nicht mehr losließ. Sie ist so unfassbar tragisch, zutiefst traurig und erschütternd, dass sie kaum zu verkraften ist.
Louis stellt Fragen, die kaum zu beantworten sind, Fragen, die ein menschliches Leid fassbar machen sollen, für das es kaum Worte gibt. Louis findet sie und sie sitzen, sie treffen mitten ins Herz. Kühl, distanziert, intelligent, immer wieder die Psychologie einbeziehend, in einer anspruchsvollen Sprache, geht der dreiunddreißigjährige Autor auf Spurensuche, zieht den Leser in menschliche Abgründe, entblößt nicht nur den Bruder und die Familie, sondern schonungslos auch sich selbst.
Absturz“ ist ein Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte, ein Buch das unter die Haut geht und weh tut.
„Manchmal habe ich das Gefühl die Geschichte meines Bruders ist die Geschichte einer zur Welt gekommen und immer wieder aufgerissenen Wunde.
Manchmal habe ich das Gefühl, das Leben meines Bruders war nur ein Werkzeug im Dienst seiner Wunde, und die Frage lautet nicht, wie die Wunde entstanden ist, sondern warum die Welt ihm so viele Gelegenheiten gegeben hat, sie zu vertiefen.“

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