Foto: A. Wende
Manche, die das Neue beginnen, lassen alles Alte hinter sich und vertrauen, dem ZEN Spruch gemäß, darauf: „Spring und das Netz wird erscheinen." Mit anderen Worten: Du musst nicht alles wissen, bevor du anfängst. Das sind die Wagemutigen, die Abenteurer, die, voller Selbstvertrauen und Zuversicht. Sie machen einfach und sind überzeugt davon, es wird schon gut gehen. Das sind die Wenigsten. Die meisten von uns sind bei einem Neubeginn eher zaghaft. Sie sind orientierungslos, ängstlich, verunsichert und vor allem - sie wissen nicht, wie etwas Neues beginnen. Wie denn, Was denn? Womit denn?
Oft scheitern wir an den Erwartungen und den Vorstellungen, die wir vom Neuen haben. Das muss ganz anders sein als das Alte. Das muss etwas Großes, Großartiges, radikal Neues sein, ein krasser Shift, ein Schattensprung, eine totale Veränderung, etwas, was wir noch nie getan haben, wofür uns der Mut fehlte, und, und, und, Superlative eben. Aber so funktioniert das nicht mit dem Neubeginn, also bei den meisten nicht. Und so muss es auch nicht sein.
Es genügt uns heranzutasten, in kleinen Schritten, in kleinen Dingen, die wir neu finden, neu machen, ausprobieren und in den Alltag integrieren um etwas Neues in unser Leben einzuladen. Und da gibt es viele Möglichkeiten, ein Meer von Möglichkeiten.
Ich bin bereit für das Neue, heißt für mich: Ich bin bereit, kleine Dinge neu zu tun und zu erfahren. Ich bin bereit, kreativ zu denken und zu leben. Ich bin bereit, das Interesse am Leben zu bewahren und mich Neuem zuzuwenden.
Ich zum Beispiel liebe es neue Rezepte auszuprobieren. Ich will meine erste Udon Nudelsuppe kochen und recherchiere, was ich dazu an Zutaten brauche. Unter anderem ist das Sishimi Togarashi. Wie wunderbar das klingt, es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich die Worte ausspreche. Ich spreche sie laut vor mich hin und denke, wie schön die Japanische Sprache ist. Dann gehe ich in den Asia Markt und hole es mir. Ich schaue all die Gewürze, Soßen und Essensdinge an und fühle mich wie Alice im Wunderland. Ich gönne mir regelmäßig eine Lomi Lomi Massage, ich mache eine Fahrt an einen Ort in der Nähe, den ich noch nie besucht habe. Ich räume die Wohnung nach Feng Shui um, mache Magic Cleaning und werfe alles Alte, was mich belastet oder an Unheilsames erinnert, weg oder verschenke es. Ich streiche die Wände in einer anderen Farbe. Ich arrangiere Blumen einmal anders, lerne Ikebana, die japanische Kunst des Blumensteckens. Ich lese wieder mehr Romane, anstatt nur Fachliteratur. Ich schreibe, weil ich das Schreiben liebe, egal ob es gedruckt wird oder nicht. Ich male, auch wenn meine Bilder keiner austellt, weil es mich in den Flow bringt.
Ich probiere kleine Dinge aus, die ich noch nie probiert habe. Wenn nicht jetzt, wann dann? Zeit ist kostbar, jeder Augenblick in dem ich gesund bin, klar im Kopf bin, ist kostbar. Ich nutze und wertschätze ihn. Ich lebe jetzt und nicht in der Vergangenheit, auch wenn sie mich manchmal traurig macht und ich mich zurücksehne in die schönen Zeiten und manch Altes gerne noch in meinem Jetzt hätte. Es ist okay.
„Der Gott der kleinen Dinge“, dieser Satz von Arundhati Roy fällt mir bei all dem, was ich an kleinen Dingen in meinem Leben neu mache, ein. Es gibt so viel Neues, was es zu erfahren gibt. Und das Erfahren macht etwas mit mir. Ich fühle Neugier, Spannung, Aufregung, Lebendigkeit, Experimentierlust und Freude, wenn mir etwas gelingt, wie die köstliche Udon Nudelsuppe, die ich an einem schön gedeckten Tisch mit einem warmen Sake genieße. Mein Handy ist dabei aus. Ich zelebriere die Zeit mit mir selbst, still und ungestört. „Und plötzlich weißt du, es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen“, schreibt Meister Eckhart, mehr noch: Du fühlst den Zauber.
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