Freitag, 19. Juli 2024

Aus der Praxis: Hypervigilanz & Achtsamkeit

 

                                                                                                               Foto: Pixybay


Traumata und die darauf folgende posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) führen oft zur Hypervigilanz. Hypervigilanz ist eine kontinuierliche Hab-Acht-Stellung über eine lange Zeit, die zum Automatismus werden kann. Hypervigilanz äußert sich in innerer Unruhe, ständiger Reizbarkeit und erhöhter Wachsamkeit in Bezug auf potenzielle Gefahren. Es kommt zu Konzentrationsschwierigkeiten und einer übersteigerten Reaktion auf laute Geräusche und erhöhter Schreckhaftigkeit gegenüber anderen Reizen. Das Angstniveau traumatisierter Menschen ist permanent erhöht, manche neigen zum Katastrophisieren. In schweren Fällen kann es zu zwanghaftem Verhalten bis hin zu paranoiden Zuständen kommen. Traumatisierte nehmen die Realität oft verzerrt wahr. 
 
Besonders Kindheitstraumata führen dazu, dass Betroffene lernen mussten immer auf der Hut zu sein und genau zu beobachten, wie die Stimmung der Bezugspersonen ist
Dieser Bewältigungsmechanismus ist tief im Gehirn gespeichert, sodass diese Menschen auch später im Leben extrem wachsam sind, vor allem in zwischenmenschlichen Situationen und Beziehungen. Sie sind übermäßig misstrauisch anderen gegenüber, fürchten Nähe obwohl sie sich danach sehnen, haben aber Angst wieder verletzt zu werden. Im Extremfall birgt jede soziale Interaktion eine Gefahr, was in der Folge zur sozialen Phobie, zu sozialem Rückzug, Vereinsamung und in die Isolation führen kann.
Im Grunde meint es unser Gehirn gut. Es versucht uns mit der übersteigerten Wachsamkeit zu schützen, allerdings vor etwas, was längst passiert ist und mit dem Jetzt nichts mehr zu tun hat. 
 
Was kann man tun?
Außer einer Traumatherapie, deren Ziel ist das Trauma zu integrieren ist, ist Achtsamkeit hilfreich.
Achtsamkeit umfasst mehr als bewusstes Atmen oder Achtsamkeitsübungen.
Achtsamkeit ist das kontinuierliche Bewusstsein über unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere Umgebung. Sie hilft uns präsent im gegenwärtigen Moment zu sein, was gerade für traumatisierte Menschen wichtig ist. 
 
Durch die Praxis kontinuierlicher Achtsamkeit gelingt es uns, uns unserer inneren Zustände und unserer Gefühle gewahr zu sein und sie wertfrei und ohne uns damit vollkommen zu identifizieren, zu beobachten.
Mittels der kontinuierlichen Praxis der Achtsamkeit kultivieren wir Selbstberuhigung.
Wir lernen uns selbst zu regulieren um das Gehirn und das Nervensystem zu besänftigen.
Wenn wir täglich Achtsamkeit praktizieren, verhilft sie zu mehr innerem Frieden und Klarheit, was es uns ermöglicht, mit mehr Gelassenheit zu reagieren und uns nicht von unseren Gefühlen beherrschen und überfluten zu lassen. 
 
Achtsamkeit ist ein hilfreiches Werkzeug um bewusst unser Nervensystem zu beruhigen, dafür müssen wir es aber täglich nutzen. Wir dürfen uns Zeit nehmen, wichtig ist, dass wir konsequent sind, um Erfolg zu haben.
 
Slow and steady wins the race!

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