Donnerstag, 13. März 2025

Aus der Praxis: Die Verbindung zwischen Verlassenheit und Todesangst

 



Mein Klient fühlt sich verlassen. Er hat keine Beziehung, keine Freunde und ist kinderlos. Bisher hatte er damit kein Problem, er hatte seine Arbeit, die ihn ausgefüllt hat. Jetzt ist er in Rente gegangen und seither plagt ihn das Gefühl der Verlassenheit. Er verbringt die meiste Zeit mit sich allein. In letzter Zeit überfällt ihn eine große Todesangst, die ihn schwer belastet und lähmt.

 

Das Gefühl der Verlassenheit hat viele Ursachen und ist mit unseren emotionalen und psychologischen Erfahrungen verbunden.  

Trennungen, der Verlust eines geliebten Menschen oder das Fehlen von sozialen Kontakten, können starke Gefühle der Einsamkeit und Verlassenheit hervorrufen. Physische oder emotionale Isolation, sei es durch Umzüge, Veränderungen im sozialen Umfeld oder persönliche Umstände, können dazu führen, dass wir uns verlassen fühlen. Manchmal kann das Gefühl der Verlassenheit auch aus inneren Konflikten oder einem Mangel an Selbstwertgefühl resultieren. Menschen, die sich selbst als wertlos, anders oder unzulänglich empfinden, glauben, dass andere sie nicht brauchen oder schätzen. Besonders frühe Erfahrungen von Verlust, Missbrauch und Traumata können tiefe emotionale Narben hinterlassen und das Gefühl der Verlassenheit bewirken. Manchmal kann das Gefühl der Verlassenheit auch aus tiefergehenden existenziellen Überlegungen resultieren, etwa der Frage nach dem Sinn des Lebens, der eigenen Identität oder des Gewahrseins des Sterbens und des Todes.

 

Es gibt eine Verbindung zwischen Verlassenheit und Todesangst

Das Gefühl der Verlassenheit kann dazu führen, dass wir verstärkt über das Leben, den Tod und den Sinn unseres Daseins nachdenken. Diese Gedanken können Ängste auslösen, besonders wenn wir allein sind und keinen Halt in anderen haben. Der Tod ist für viele Menschen ein angstbesetztes Thema, das die meisten Menschen verdrängen. Wenn wir uns verlassen fühlen, kann sich die Angst vor dem letzten großen Unbekannten verstärken. Wir begreifen, dass wir am Ende allein sind. Verlassen, niemand auf den wir zählen können, niemand, der uns zur Seite steht. Dieses Erkennen führt zu Angst vor dem Verlust von Kontrolle und Sicherheit. Wenn wir in der Vergangenheit traumatische Erlebnisse hatten, die mit Verlust oder Verlassenheit verbunden sind, können diese Erinnerungen in schwierigen Zeiten wieder hochkommen und die Angst verstärken. Wir stehen der Erfahrung der existenziellen Isolation gegenüber, wie mein Klient. 

 Er fühlt sich in einem derart bedrohlichen Ausmaß allein und verlassen, dass er Todesängste entwickelt. Der Tod als letzte Verlassenheit – verlassen vom Leben. Niemand, der ihn auf seiner letzten Reise begleiten wird, niemand, der ihm die Hände hält, niemand, der ihn vermisst und betrauert. Diese Gedanken überfallen ihn mit ganzer Wucht. Er fühlt sich machtlos ihnen gegenüber und die tiefe Einsamkeit, die ihn befallen hat, verstärkt das Gefühl. Er fühlt sich abgetrennt von den Menschen und der Welt und kann an nichts anderes mehr denken als an seine Auslöschung. „Es ist unheimlich, so als löse sich alles um mich herum auf und ich mich mit“, sagt er.  

 

Je mehr er daran denkt, desto größer wird die Angst und er wird immer handlungsunfähiger. Seine Wahrnehmung richtet sich nur noch auf das Dunkel und verdunkelt sein Leben. Nichts macht ihm mehr Freude, an nichts hat er mehr Interesse, die Angst blockiert jedes helle Gefühl, wird zum Herrscher seiner Tage. Er lebt in der Isolation und sieht keinen existenziellen Sinn mehr. „Die Welt hat mir nichts mehr zu bieten“, sagt er. 

 

Die Angst, die Ohnmacht und die Isolation, die Einsamkeit, die Leere und die Hilflosigkeit, geboren aus der Annahme – die Welt habe ihm nichts mehr zu bieten - verstärken sein Dilemma. Es ist seine emotionale Antwort auf die existenzielle Verlassenheit, die uns alle irgendwann erfassen kann. Sie basiert auf dem Wissen unserer Endlichkeit. Wir stehen radikal uns selbst gegenüber. Wir begreifen, dass wir auf dem den letzten unserer Wege allein sind. Aber bis dahin müssen wir es nicht sein.

 

„Die Welt hat mir nichts mehr zu bieten“. 

Hier ist ein möglicher Ansatz, indem wir diesen Satz umformulieren: 

„Was habe ich der Welt noch zu bieten?“

 

 

„Wenn man in seine eigenen leeren Räume hineinfällt, wird die Welt plötzlich unvertraut.“

Yrwin D. Yalom

 

 

Montag, 10. März 2025

Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause

 


Der Verlust der Lebenskraft ist ein tiefgreifendes Erleben, das sich wie ein schwarzes Tuch über die Seele legt. Die Farben des Lebens verblassen, wir sind müde und kraftlos, wir fühlen uns schwer und zugleich leer - eine Leere, die der Verlust hinterlässt. 
Es ist der Verlust von Energie und Motivation, es ist das Gefühl, dass ein Teil von uns selbst auf dem Weg verloren gegangen ist. Unsere Träume sind nur noch blasse Erinnerungen. Die Dinge, die uns einmal Freude bereitet haben, fühlen sich fremd an und unerreichbar, und wir fragen uns, ob wir jemals wieder die Kraft finden werden ein erfülltes Leben zu leben.
Wir leben, wir atmen ein und aus, aber auch die Luft scheint schwer und leer. Jeder Schritt ist eine Herausforderung und das Lächeln, das wir aufsetzen, wird zur Maske. Wir funktionieren, machen, was zu tun ist wie ein Automat. Die innere Leere wird von einem tiefen Schmerz begleitet, der uns daran erinnert, was wir verloren haben – die Unbeschwertheit, die Leichtigkeit, die Zuversicht, den Sinn und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wir sind müde, vielleicht sogar menschenmüde, müde von den anderen und müde von uns selbst und den ewigen Anstrengungen und Kämpfen – innen und außen.
Wenn wir uns so fühlen, ist es Zeit innezuhalten und zu reflektieren. Zeit, uns nicht weiter anzutreiben, nicht noch mehr Lebenskraft zu vergeuden, sondern eine Pause zu machen.
 
„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause“, schreibt die Dichterin Elizabeth Barrett Browning.
 
Wir machen eine Pause, um uns auszuruhen, um uns mit uns selbst zu befassen, um herauszufinden was uns die Lebenskraft raubt, wo wir sie sinnlos hineingießen und kostbare Lebenstropfen für etwas opfern, was es nicht wert oder vergeblich ist. Eine Pause um Unverarbeitetes zu verarbeiten, um unsere wahren Bedürfnisse und Ziele zu erkennen und sie endlich ernst zu nehmen. Eine Pause, um in die Stille zu gehen, um in der Stille die leise Stimme unserer Sehnsüchte und Träume hören zu können. Eine Pause um die einfachen kleinen Dinge zu entdecken und ihren Wert wieder schätzen zu lernen, den Duft von frischem Kaffee am Morgen, das Lachen eines geliebten Menschen, die Schönheit der Natur. Und vielleicht entdecken wir sie wieder - die Schönheit des Lebens, unsere Leidenschaften und unsere Kreativität und wir kommen in wieder in Bewegung. 
 
Der Verlust der Lebenskraft ist niederdrückend, doch dieses tiefgreifende Erleben kann auch der Beginn einer heilsamen Transformation sein. Wenn wir bereit sind, uns uns selbst radikal ehrlich zu stellen und uns selbst zugestehen, was wir wirklich wollen, wenn wir den den Mut finden wieder zu leben, kann die Lebenskraft, die wir glaubten verloren zu haben, auf eine neue, tiefere Weise in uns zurückkehren. In diesem Prozess können wir lernen, dass das Leben, trotz aller Herausforderungen und Krisen, immer noch ein kostbares Geschenk ist.
 
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“
Theodor W. Adorno 
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Sonntag, 9. März 2025

Hilfreiches um mit den dynamischen Energien dieser Zeit besser umzugehen

 



Bleib geerdet: Wenn im Außen das Chaos herrscht, ist es wichtig, geerdet zu bleiben. 
Finde heraus, was dich erdet.
 
Bleib in der hellen Energie: "Die Weisheit lebt im Licht", schrieb Rudolf Steiner. Lass dich nicht von den dunklen Energien dieser Zeit manipulieren, verängstigen und runterziehen. Lerne zu unterscheiden, wer oder was dir schadet, wer es gut mit dir meint und was heilsam ist. Vertraue deiner Intuition. Umgib dich mit Menschen, die dich lieben und wertschätzen. Übe dich in Selbstfürsorge und tu Dinge, die heilsam sind und dir gute Energie schenken.
Bleib im Vertrauen auf die Kraft des Guten. 
 
Sei achtsam, zentriert, klar und fokussiert: Veränderungen können beängstigend und überwältigend sein. Um achtsam und klar zu bleiben helfen Atem-und Achtsamkeitsübungen, Meditation, Journaling und alles, was emotionalen Stress reduziert.
 
Sprich über deine Ängste und Gefühle: Das hilft dich emotional zu entlasten und dich besser zu fühlen, wenn du traurig, wütend oder ängstlich bist. Wenn wir über unsere Gefühle sprechen, kann das nicht nur helfen, uns selbst und die Situation besser zu verstehen, es verbessert auch unsere Beziehungen. Einem vertrauten Menschen zu erlauben an unseren Gefühlen teilzuhaben, zeigt unsere Wertschätzung und unsere Zuneigung. 
Mach dir bewusst: Alles was sich nicht ausdrückt, drückt sich ein.
 
Zuversicht und Gleichgewicht: Es ist gut, zuversichtlich zu sein, aber es ist ebenso wichtig, den Bezug zur Realität nicht zu verlieren. Stell sicher, dass deine Pläne und Ziele auf einer soliden umsetzbaren Grundlage basieren.
 
Sei offen: Sei offen und empfänglich für neue Gedanken, Ideen, Erfahrungen und Menschen. Hab den Mut über den Tellerrand hinauszublicken, unkonventionelle Ideen und Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und Neues auszuprobieren.
 
Sammle Wissen: Vermeide einseitige Informationen und Informationen, die nur eins wollen: Dir Angst machen. Mach dir ein Bild vom Ganzen. Übe komplexes Denken. Kontinuierliches Lernen und Wissen helfen dabei Herausforderungen als Chancen zu betrachten. Das kann helfen, auch in Zeiten der Unsicherheit Ruhe zu bewahren und zu wachsen.
 
Erlange Selbstkenntnis: Strebe nach Selbstkenntnis. Kümmere dich um deine emotionalen und seelischen Baustellen und sei offen für deine innere Wahrheit. Je besser du dich selbst kennst und je klarer du in deiner Wahrheit bist, desto selbstsicherer und selbstbewusster bist du. Je selbstbewusster du bist, desto freier bist du innerlich und desto weniger manipulierbar bist du.
 
Digital Detox: Die Informationsflut, der hohe Medienkonsum und das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen, machen Stress. Digitaler Dauerkonsum von Bildern, Videos und Texten führt dazu, dass das Gehirn keine Ruhephasen mehr hat.
Die Folge dieser Reizüberflutung: die Konzentrationsfähigkeit lässt mehr und mehr nach und es wird immer schwieriger uns auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren.
Eine digitale Entgiftung hilft unserem Gehirn und unserer Seele, auch wenn sie nur kurzzeitig ist, wieder zur Ruhe zu kommen.
Geh so oft du kannst, bewusst offline.
Lies wieder mal ein Buch und triff dich öfter mit Menschen. Wende deine Aufmerksamkeit vermehrt der realen Welt zu. 
Mach dir bewusst: Das Internet ist nicht das wahre Leben!
 
Unterstütze andere und tu Gutes: Anderen Menschen zu unterstützen ist Sinngebung und Selbsttranszendenz. Wer anderen hilft, tut nicht nur seinen Nächsten etwas Gutes, sondern fördert sein emotionales und geistiges Wohlbefinden. Wenn wir etwas Gutes tun, um anderen Menschen zu helfen, schüttet der Körper Glückshormone aus, die positive Emotionen hervorrufen. Außerdem hilft es, unsere eigenen Probleme einmal zu vergessen, wenn wir andere unterstützen. 
 
Such dir selbst Unterstützung, wenn es dir nicht gut geht: Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, dir Hilfe zu holen, wenn du alleine nicht weiterkommst.
 
Bleib in deinem Einflussbereich. Kümmere dich um das, was du beeinflussen kannst und verschwende keine kostbare Energie auf das, was du nicht beieinflussen kannst. 
 
Würdige deine Fortschritte: Jeder Fortschritt, den du würdigst, stärkt deine Motivation, dein Selbstbewusstsein und deine innere Stärke. 
 
"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt."
Mahatma Gandhi 
 
Namasté Ihr Lieben.
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Samstag, 8. März 2025

Aus der Praxis: Sinn und Funktion der Krankheitsangst

 

                                                             Malerei: A.Wende


 

Besonders diffuse Angst wird als verstörend erlebt, weil wir sie nicht verstehen. Doch innerseelisch folgt sie ihrer eigenen Logik.

Diese Angst hat eine Funktion und einen Sinn.

Diese Funktion und ihren Sinn gilt es herauszufinden.

Das ist essenziell, denn erst, wenn wir den Sinn und Funktion der Angst erkennen gelingt es heilsame Verarbeitungswege zu finden.

 

Angst ist gebundene Energie im Körper. 

Daher führt sie oft nicht nur zu psychischen Symptomen, sondern sucht sich Ausdruck auf der körperlichen Ebene. So zum Beispiel die Krankheitsangst.

Hier werden unbewusste innere Konflikte, verdrängte Gefühle und nicht integrierte Traumata im eigenen Körper verortet. Krankheitsangst, könnte man sagen, ist der unbewusste Versuch das Unbewältigte, die Angst oder das Unaushaltbare im Körper zu manifestieren, also jenseits der Psyche.

Der Körper fungiert gewissenmaßen als Schauplatz für das Unbewältige, was aber nicht bewusst ist. Das unbewusste Problem wird auf die Körperebene verschoben. Es kommt zu vegetativen Symptomen, die bei der Krankheitsangst zu übermäßigen Gefühlen von Bedrohung führen und mit einer dauerhaften Angst vor Krankheit, Sterben und Tod einhergehen. Die Betroffenen beschäftigen sich beharrlich mit der Möglichkeit, dass sie an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten leiden. Sie erleben normale Körperwahrnehmungen und Symptome als abnorm, belastend und bedrohlich. Manche empfinden Krankheit als lebensfeindlich. 

 

Betroffene fokussieren ihre ganze Aufmerksamkeit auf verschiedene und wechselnde Organe des Körpers. Die ständige Sorge um die Symptome bzw. die feste innere Überzeugung krank zu sein oder es zu werden, die zu einer stark ausgeprägten Fehlinterpretation körperlicher Symptome führt, (die wiederrum zu Verhaltensweisen, die einen neutralisierenden Charakter besitzen, wie z.B. eine zwanghafte Selbstuntersuchung, was zu einer kurzfristigen Angstreduktion führt), führt aber zu keiner Lösung, sondern vielmehr zu einem andauernden Leiden und einer massiven Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens.

 

Sinn und Fuktion der Krankheitsangst ist zugleich ein Abwehrmechanismus, als auch ein Bewältigungsmechanismus, der aus frühen Bindungsstörungen, Traumata, Enttäuschungen, Trauer, Einsamkeit oder belastenden und/oder Missbrauchs und/oder Gewalterfahrungen aus zwischenmenschlichen Beziehungen entstanden ist. Es findet ein Rückzug auf den eigenen Körper statt, durch den Betroffene eine Entlastung von den Gefühlen erleben, die dahinterstehen, ihnen aber in ihrer Gestalt nicht bewusst sind. 

Die intrusiven Gedanken oder Vorstellungen bezüglich des Körpers sind so stark und belastend, dass die dahinterliegende, eigentliche Angst, bzw. das eigentliche Thema nicht gegriffen, bzw. begriffen werden. Das wahre Problem verbleibt im Behältnis des Körpers. Dort ist die Angst dann nicht mehr diffus, sondern in eine fassbare Form gebunden.Sinn und Funktion der Krankheitsangst ist ein Abwehrmechanismus, der sich tragischerweise zerstörerisch gegen die eigene Person wendet. Heißt: Zerstörerische Impulse werden gegen das eigene Selbst gerichtet und treffen so nicht das Objekt, die Erfahrung, die Situation, der sie eigentlich und ursprünglich gelten - der eigene Körper wird quasi zum Ersatzziel.

 

Angelika Wende

www.wende-praxis.de

Donnerstag, 6. März 2025

Ich verstehe dich

 

                                                                        Foto: A.W.

 

 

„Ach, jetzt scheint die Sonne, da geht es mir gleich viel besser, jetzt kann ich endlich aufleben.“

Es gibt Menschen, die solche Sätze nicht mögen, ja sogar hassen.

Ich zum Beispiel, denn ich weiß, dass das Wetter schwer belastende innerseelische Zustände nicht per se positiv beeinflusst.

Dass das helle Licht der Sonne genau das Gegenteil bewirkt, versteht niemand, der z.B. die soziale Phobie oder die Depression nicht kennt.

Das Sonnenlicht wirft bei Menschen mit seelischen Erkrankungen noch mehr Licht auf ihren Zustand – ein Leben in der Dunkelheit, egal ob es draußen hell ist oder nicht.

Wenn draußen die Sonne vom blauen Himmel lacht, fühlen sie sich oftmals noch schlechter, weil sie mit dem Lachen nicht mitlachen können. Nicht einmal Lächlen gelingt ihnen.

Sie wollen so gerne, aber sie können es nicht. Und da hilft auch kein sich Anstrengen. Angststörungen, aber insbesondere die Depression entziehen sich genau dieser Anstrengung.

Da kommen Scham-und Schuldgefühle, ein schlechtes Gewissen, weil sie es nicht schaffen sich am Sonnenschein zu freuen und raus zu gehen, wie all die anderen, die „normal“ sind.

Es ist schmerzhaft grell das Licht, das sich auf ihre „Unnormaliät“ liegt, es brennt in der Seele, die ihr Leuchten verloren hat, die traurig ist, so unendlich traurig, dass sie nichts mehr fühlen kann, das Fühlen abgestellt hat, um nicht daran zugrunde zu gehen.

Das wird nicht besser, bloß weil jetzt die Sonne scheint.

Was diese Menschen brauchen ist Verständnis. 

Leider finden sie das nur selten und manche finden es gar nicht.

Ich verstehe Dich.

 

Angelika Wende

www.wende-praxis.de

Sonntag, 2. März 2025

Dankbarkeit


 
Foto: A.W.
 
 
„Dankbarkeit ist nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter aller anderen“, schrieb einst Cicero und Theodor Fontane fasste es so in Worte: „Es gibt nur ein Mittel, sich wohl zu fühlen: Man muss lernen, mit dem Gegebenen zufrieden zu sein und nicht immer das verlangen, was gerade fehlt.“
Ein Lob der Dankbarkeit.
Und doch ist diese Tugend manchmal schwer zu erreichen. Es ist nicht leicht immer dankbar zu sein, besonders dann nicht, wenn uns das Leben einen Stein nach dem anderen in den Weg wirft, uns das Schicksal Schweres auferlegt oder wenn uns Unheilsames trifft. Da helfen auch solche weisen Zitate nicht wirklich, aber sie erinnern uns an das, was sein könnte, könnten wir denn dankbarer sein - trotzdem. 
 
Dankbarkeit ist eine heilsame Kraft.  
Man weiß, dass sie eine Vielzahl von positiven Auswirkungen hat, sowohl auf emotionaler, geistiger als auch auf physischer Ebene.
Dankbarkeit kann helfen, Stress abzubauen. Indem wir uns auf das konzentrieren, wofür wir dankbar sind, verlieren negative Gedanken an Kraft.
Dankbarkeit fördert positive soziale Interaktionen. Wenn wir anderen gegenüber dankbar sind, stärken wir unsere Beziehungen und schaffen ein Gefühl von Verbundenheit.
Dankbarkeit kann unsere Fähigkeit stärken, mit Herausforderungen und Rückschlägen umzugehen. Sie hilft uns, Zuversicht zu bewahren, selbst in schwierigen Zeiten.
Dankbarkeit macht sogar gesünder. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die dankbar sind, oft gesünder sind. Sie berichten von weniger körperlichen Beschwerden, besserem Schlaf und einem stärkeren Immunsystem.
 
Dankbarkeit fördert Empathie und Mitgefühl.  
Die Praxis der Dankbarkeit erhöht unsere Fähigkeit empathisch zu sein und Mitgefühl mit uns selbst und für andere zu empfinden.
Dankbarkeit kann die Motivation steigern, positive Veränderungen in unserem Leben vorzunehmen, denn wenn wir die positiven Aspekte unseres Lebens erkennen und wertschätzen, sind wir eher bereit, an uns selbst und unseren Zielen zu arbeiten.
Dankbarkeit fördert eine positive Selbstwahrnehmung. Wenn wir uns auf das konzentrieren, was wir haben und was wir erreicht haben, stärkt dies unser Selbstwertgefühl und unsere Selbstachtung. Menschen, die Dankbarkeit praktizieren, berichten oft von einer höheren Lebenszufriedenheit. Sie fühlen sich insgesamt erfüllter. 
 
Dankbarkeit kann man lernen.
Sie erfordert, dass wir im Moment leben und ganz bewusst das Leben selbst und seine Kostbarkeit schätzen. Dankbarkeit ist also nicht nur eine Tugend, sondern eine heilsame Kraft, die unser Dasein in vielerlei Hinsicht bereichern und verbessern kann.
Vielleicht magst du jetzt für einen Moment stillwerden, die Augen schließen, ein paar Mal ruhig ein und ausatmen und dich fragen: Wofür bin ich dankbar?
Schau was passiert …
 
„Dankbarkeit und Liebe sind Geschwister.“
Christian Morgenstern
 
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de