Donnerstag, 25. Februar 2021

Aus der Praxis – Aufgeben oder weitermachen?


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Du hast ein Ziel. Du hast alles versucht und nichts hat Wirkung. Egal ob es deine Beziehung, deinen Job oder deine Selbstständigkeit betrifft. Du tust und tust und nichts verändert sich. Nichts geht voran, nichts wird besser. Du stagnierst und mit dir dein Leben. Jetzt stellt sich die Frage: Was machst du? Sollst du aufgeben oder weitermachen? 

Das ist eine Entscheidung, die gut überlegt sein will. Um sie zu treffen, sind folgende Fragen hilfreich: 

 

1. Frage: Stimmt mein Ziel noch mit meinen jetzigen Werten überein? 

Frag dich, ob dein Ziel wirklich noch den Wert hat, den es einmal für dich hatte. Oder ob es an Attraktivität, Freude und Sinn verloren hat: Oftmals fangen wir etwas an oder machen etwas lange Zeit mit viel Engagement und dennoch bekommen wir langsam, aber immer öfter das Gefühl: Eigentlich will ich das nicht mehr, oder: eigentlich kann ich das nicht mehr. Dann ist es an der Zeit, dieses Ziel genau zu überprüfen ob es für dich noch den Wert hat, den du ihm einmal gegeben hast. Ziele können und dürfen sich nämlich verändern.

Also: Ist das noch mein Ziel oder ist mir etwas anderes in diesem Moment in der Zeit wichtiger? Es ist ungemein erschöpfend ein Ziel zu verfolgen, das keinen Benefit mehr bringt und das du nur noch verfolgst, weil du das schon lange so machst oder weil du nicht loslassen kannst. worin du viel investiert hast.

 

2. Frage: Ist mein Ziel den Preis wert?

Ein Ziel zu haben und es zu verfolgen ist für jeden von uns wichtig, weil es sinnstiftend ist. „Was wir wollen, was wir brauchen, ist nicht nur das Geld, von dem wir leben können, sondern in erster Linie etwas, für das wir leben können – etwas, was unserem Leben Sinn gibt! Die Sinnorientierung ist nicht nur lebenswichtig, sondern überlebens-wichtig! In jedem Menschen steckt das alte und ewige metaphysische Bedürfnis, sich Rechenschaft abzulegen über den Sinn des Daseins.“, schreibt Viktor Frankl. 

Aber genauso wichtig ist das Bedürfnis, für das was du tust, etwas zurückzubekommen. 

Das Prinzip der Reziprozität (Ich gebe, ich bekomme) funktioniert aber nicht immer und in dieser Krise für viele Menschen überhaupt nicht mehr, weil das, was sie zu geben haben, nicht mehr systemrelevant ist, wie es so unschön und werteverachtend heißt. 

 

Also frag dich: Welchen Preis zahlst du um weiter dran zu bleiben? Dieser Preis kann sein, dass dich dein Ziel sehr viel Kraft, Nerven, Zeit, Geld, Lebensenergie und Lebensqualität kostet. Lohnt es sich noch all das zu investieren oder reitest du längst ein totes Pferd?

Ist das so? 

Dann ist der Preis zu hoch. 

Wie zum Beispiel, wenn du versuchst auf Biegen und Brechen eine abgelebte Beziehung aufrechtzuerhalten oder wenn du deine Selbstständigkeit künstlich aufrecht erhälst indem du nur noch investierst, deine Rücklagen verbrauchst und keine, oder nur noch wenige Einnahmen hast. 

 

Viel Input null Output - das ist ein zu hoher Preis. 

Welchen Preis zahlst du dann dafür, wenn du dein Ziel weiter verfolgst? Was ist der Preis für dein Dranbleiben auf allen Ebenen deines Seins - seelisch, geistig, körperlich und finanziell? Am Besten schreibst du dir das auf. Dann lass es auf dich wirken und sei radikal ehrlich zu dir selbst! Ist es all das wert?

 

3. Frage: Habe ich alles versucht? 

Was war der Grund, dich für dein Ziel zu entscheiden, also deine Motive, deine Werte usw? Was wolltest du erreichen? Was hast du dafür getan? Hast du alles Nötige getan? Hast du dein Ziel diszipliniert, konsequent, ausdauernd und leidenschaftlich verfolgt und gelebt? Hast du alles gegeben? Hast du alles versucht, um nicht aufgeben zu müssen?

Gibt es noch sichtbare Fortschritte?

Okay, es gibt noch sichtbare Fortschritte, dann frag dich: Was sind meine inneren und was meine äußeren Ressurcen, die ich nicht sehen kann? Gibt es Menschen, die mir helfen können sie zu erkennen? Hilft mir ein professionelles Business-Coaching, eine Paarberatung, eine psychologische Beratung, eine Therapie?

Bevor du dein Ziel endgültig aufgibst, stell sicher, dass du auch das getan hast. 

 

Wenn alle Versuche und Bemühungen in diese Richtung nicht hilfreich waren, stell dir zum Schluss diese Frage: Würde ich jetzt aufgeben, wenn es mir jemand, dem ich zutiefst vertraue, erlaubt? Und wenn deine Antwort ein klares Ja ist, dann tu es! Jetzt, für diesen Moment in der Zeit! Triff diese Entscheidung und leb eine Weile in diesem Sinne. Das bedeutet: Lass alle Bemühungen los. Lass alle Anstrengungen sein und mach was anderes und wenn du erst mal nichts machst – lass alles Anstrengen sein.

 

Währenddessen beobachtest du dich: Wie fühlt es sich an?

Was passiert im Kopf?

Was passiert im Herzen?

Was im Bauch?

Sagen alle drei: Es ist okay?
Wenn ja, dann ist es jetzt genauso wie es ist, okay.

Und dann akzeptierst du deine Entscheidung Aufzugeben. Und lebst eine Weile danach. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr wächst dein Gefühl dafür, ob die Entscheidung heilsam für dich ist. Und falls du nach dieser Zeit endgültig und vollkommen bewusst entscheidest, dass Aufgeben der richtige Weg ist, sei stolz auf dich. 

 

Warum kannst du stolz auf dich sein? Weil etwas Aufgeben nicht bedeutet, dass du versagt hast. Es bedeutet, du lässt etwas sein, was keinen Sinn mehr macht, warum auch immer. Du erkennst: Es ist vorüber. Erst mal. Aufgeben bedeutet, dass du nach einer langen Zeit in der du viel investiert hast, erkannt hast, dass etwas nicht mehr funktioniert. 

Wenn du ein abgelebtes Ziel aufgegeben hast, hast du es geschafft: Du bist vom toten Pferd abgestiegen, du hast den alten Zopf abgeschnitten.

Und jetzt tust du dir erst einmal etwas Gutes: Du findest deine persönliche Kraftquelle und vor allem -  du bewahrst Ruhe und Zuversicht. Wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich eine neue. Ein neues Ziel wird sich, wird dich, finden.  

 

Dienstag, 23. Februar 2021

Aus der Praxis – Kognitive Dissonanz und wie wir sie auflösen

 

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Zwischen dem, was wir denken, und dem, wie wir handeln, besteht oft ein großer Unterschied. Wie oft machen wir etwas, obwohl wir wissen, dass es falsch oder sogar unheilsam ist. Wir machen es trotzdem, obwohl wir uns nicht gut dabei fühlen, wir haben vielleicht sogar ein ein schlechtes Gewissen, Schuldgefühle oder echte Probleme wie emotionales Leid und können es nicht sein lassen.

Was passiert da in uns?

Jeder vernünftige Mensch würde doch sagen, wieso machst du das, obwohl du genau weißt, dass es dir schadet? So genau können wir das dann auch nicht erklären, wir machen es eben, weil wir meinen nicht anders handeln zu können.

Ein Beispiel: Meine Klientin will sich aus ihrer co-abhängigen Beziehung zu einem Alkoholiker lösen.

Ihre Einstellung: Meine Co-Abhängigkeit schadet mir.

Ihr Verhalten: Sie bleibt in der Beziehung.

Nun passiert Folgendes: Einerseits weiß sie, dass das co-abhängige Verhalten ihr schadet. Andererseits legt sie sich eine „plausible“ Erklärung zurecht: „Aber ich bin nicht allein und werde geliebt und gebraucht“. Jetzt hat sie sich eine Brücke zwischen ihrer Einstellung und ihrem Verhalten gebaut und damit eine Konsistenz erreicht, um den Spannungszustand zu reduzieren und die Situation für sich erträglich zu machen. Diese konstruierte Konsistenz hält den inneren Spannungszustand zwischen Entscheidung und Verhalten einerseits und Überzeugung, Gefühlen und Werten andererseits, aufrecht. Wahr ist: Wir können uns selbst nur in zu einem bestimmten Maße täuschen, in unserem tiefsten Inneren wissen wir sehr genau was Sache ist. 

Wenn uns unsere Selbsttäuschung bewusst wird, springt sofort der Selbstschutzmechanismus „Rechtfertigung“ an. 

Rechtfertigung aufgrund der Selbsttäuschung. Man täuscht sich selbst und sieht nur noch das, was man sehen will, man legt sich eine Wahrheit zurecht und findet Gründe und Argumente um sie zu stützen. Man betreibt eine Scheinrationalisierung mit dem Ziel sich emotional zu entlasten. Ganz schön kompliziert diese Kognitive Dissonanz und Urgrund vieler menschlicher Dramen, die man doch eigentlich so einfach lösen könnte, indem Menschen wahrhaftig sind und tun, was sie als gut und heilsam erkannt haben. Aber die Psyche ist kompliziert und ein komplexes Phänomen.

Der Psychologe Leon Festinger nannte 1957 den unangenehmen emotionalen Spannungszustand, wenn unsere innere Einstellung nicht mit unserem Handeln übereinstimmt, kognitive Dissonanz. 

Jeder Mensch hat mehrere Kognitionen. Das sind Weltbild, Werte, Gedanken, Wahrnehmungen, Meinungen, Einstellungen, Wünsche, Motive oder Absichten, die in bestimmten Fällen, wie im Fall meiner Klienten, nicht miteinander vereinbar sind. Damit diese miteinander vereinbar werden, also konsistent sind, werden unterschiedliche Strategien benutzt, wie beispielsweise die oben beschriebenen Verhaltens- oder Einstellungsänderungen. Kognitionen sind immer mit einer Bewertung verbunden und zwischen diesen Kognitionen können Konflikte („Dissonanzen“) entstehen.

Eben diese innere Dissonanz vermindert unweigerlich unsere Fähigkeit klar und logisch zu denken, und so zu unserem Besten zu entscheiden und zu handeln. Je mehr wir in kognitive Dissonanzen verstrickt sind, desto sicherer geraten wir in ein dauerhaftes seelisches Ungleichgewicht. Wir verlieren die innere Balance und entwickeln einen Tunnelblick. Es kommt zur Selektiven Wahrnehmung, nach dem Motto: „Was nicht passt, wird passend gemacht.“  Fatalerweise machen uns innere Dissonanzen manipulierbar. Wir sind nicht mehr Herr im eigenen Haus. Wir sind gespalten. Sogar ein ganzes Land kann man auf diese Weise systematisch spalten. 

Dissonanz ist das Gegenteil von Harmonie, also ein Spannungszustand, der auf lange Sicht immer nach Auflösung verlangt. 

Die meisten Menschen streben generell nach einer möglichst großen Übereinstimmung zwischen Absichten und Handeln. Dieses Bestreben bezeichnen wir als Integrität. Handeln wir entgegen unserer persönlichen Werte und Absichten, kommt es zu Gewissensbissen und Schuldgefühlen. Wie sehr dieses Verlangen nach Integrität ausgeprägt ist, hängt wiederum individuell von der Persönlichkeit jedes Einzelnen ab. Kognitive Dissonanz erzeugt also die Motivation die entstandene Dissonanz zu reduzieren.

Nach Festinger gibt es drei verschiedene Arten die kognitive Dissonanz aufzulösen:

1.        1. Addition neuer konsonanter Kognitionen.

  1. Subtraktion dissonanter Kognitionen (Ignorieren, Verdrängen, Vergessen).
  2. Ersetzung von Kognitionen: Subtraktion dissonanter bei gleichzeitiger Addition konsonanter Kognitionen.

Die Dissonanzauflösung, bzw. Dissonanzreduktion kann an jedem der vier Entstehungsschritte ansetzen:

  1. Das zugrundeliegende Problem wird gelöst. Dazu ist notwendig den Blickwinkel zu ändern, um neue Lösungswege zu erkennen. Mit der Lösung löst sich die Dissonanz auf.
  2. Wünsche, Absichten oder Einstellungen werden aufgegeben oder auf ein erreichbares und somit konfliktärmeres Maß reduziert.
  3. Die physiologische Erregung wird gedämpft, z. B. durch Sport, durch ausgleichende Aktivitäten, durch Selbstberuhigung, Meditation, oder sie wird weiter verdrängt durch den Konsum von Alkohol, Beruhigungsmitteln oder anderen Drogen. All diese Lösungsansätze basieren auf einer möglichst großen Reduktion der kognitiven Dissonanz.  

Ein für mich hilfreicher Lösungsansatz ist der Realitätscheck.

Er hilft uns aus der Selbsttäuschungsfalle herauszufinden. Wir sind bereit zu sehen, zu erkennen und zu lernen zu uns selbst ehrlich und aufrichtig zu sein. 

Hier steht folgende Frage im Vordergrund:

Wie rechtfertige ich, dass meine Einstellung und mein Handeln nicht übereinstimmen?

Wie gesagt setzen wir alles daran, um das negative Störgefühl mit Rechtfertigungen aus der Welt zu schaffen. Je öfter wir jedoch eine Rechtfertigung wiederholen, desto mehr glauben wir selbst daran. So werden Rechtfertigungen zu festen Überzeugungen.

Genau diese Rechtfertigungen gilt es zu identifizieren, sie uns einzugestehen und zu überprüfen. Und uns dann zu fragen: Bin ich bereit mich selbst und damit auch andere weiter zu belügen und dafür meine persönlichen Werte und Einstellungen aufzugeben? Oder so gar meine seelische und körperliche Gesundheit, wie im falle meiner Klientin, die in der Beziehung zu dem alokoholkranken Partner Höllenqualen leidet.

Das erfordert schonungslose Ehrlichkeit uns selbst gegenüber und zudem eine große Portion Selbstdisziplin, die den meisten Menschen fehlt. Denn es bedeutet ja auch, dass wir etwas aufgeben müssen, das uns irgendwie einen Benefit gibt, auch wenn er noch so gering sein mag. Etwas aufgeben bringt eine Veränderung mit sich was, wie alle Veränderungen, verunsichert und Angst macht. Aber das sollte uns nicht mehr Angst machen als ein Leben indem wir gegen uns selbst agieren. Gehen wir klaren Geistes und ehrlichen Herzens mutig die Veränderung an, entscheiden wir uns für eine Verhaltensänderung im Wissen: Alles ist besser, als mich weiter selbst zu betrügen und mir damit dauerhaft zu schaden. 

Verhaltensänderung ist eine gute Strategie zur Dissonanzreduktion. 

Wir haben Ignorieren, Verdrängen, Vergessen oder Betäuben aufgegeben und ändern unser Verhalten entsprechend der Gegebenheiten zu unserem Besten. Das ist für mich der Königsweg. Im Grunde nichts anderes als die eigene Wahrheit anzuerkennen und ihr zu folgen. Die Wahrheit macht frei, sagt meine Erfahrung. Frei für ein wahrhaftiges und selbstbestimmtes Leben. 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 21. Februar 2021

Manipulative Überzeugungen auflösen

 

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„Ich kann nicht!“
Mit dieser Überzeugung manipulieren wir uns selbst.
Wir manipulieren uns selbst, indem wir einen Gedanken ungeprüft für wahr halten, der aus unserer gespeicherten Erfahrung stammt und ihm gemäß handeln.
Ein Beispiel:
Du bist davon überzeugt: "Ich kann nicht aufhören zu viel zu essen, weil die Erfahrung mir zeigt: ich konnte es noch nie."
Diese Erfahrung ist durch gewohnheitsmäßiges Tun (also zu viel essen, ohne aufhören zu können) im Gehirn gespeichert. Weil das Gehirn Gewohntes liebt, da es das bequem immer wieder abspulen kann, wiederholt es automatisch. Ergo isst du weiter zu viel und wieder wirkt das Tun wie ein Verstärker für die Überzeugung: "Ich kann nicht ... aufhören."
Sicher, es gibt manches, was wir nicht können. Das zu akzeptieren ist per se gut. Wir müssen auch nicht alles können, schon gar nicht, was andere von uns zu können, erwarten. Das ist okay.
Was aber macht ein „Ich kann nicht!“, mit dir, wenn du etwas wirklich willst?
Es verhindert, dass du es überhaupt versuchst.
 
Anstatt es zu versuchen und dann festzustellen, dass du es wirklich nicht kannst, oder dass du doch kannst, machst du erst gar keinen Versuch oder immer wieder halbherzige Anläufe, die nicht gelingen. Der manipulativen Überzeugung „ich kann nicht“, wird bestätigt und es bleibt wie es ist.
Wenn wir also etwas wollen und meinen es nicht zu können, ist es hilfreich zu überprüfen ob dieses „ich kann nicht“ überhaupt wahr ist oder ob es nicht wirklich bedeutet: „Ich GLAUBE, ich kann nicht.“
Und dann geht es daran, die Gründe herauszufinden, warum du das glaubst.
 
Bleiben wir bei dem Beispiel „zu viel essen“.
Du könntest dich fragen:
Warum glaube ich, dass ich damit nicht aufhören kann?
Deine Glaubessätze könnten lauten:
Weil ich so gerne esse.
Weil es mir so gut schmeckt.
Weil ich immer Hunger habe.
Weil ich sonst keine Freude habe.
Weil es das Einzige ist, was ich noch habe.
Weil es mich glücklich macht.
Weil es mich tröstet, usw ...
 
Und dann untersuchst du Antwort für Antwort um herauszufinden warum du all das glaubst. Und im zweiten Schritt - ob das so auch stimmt.
Z.B.: "Ich esse zu viel, weil ich sonst keine Freude habe.
Stimmt das oder kann ich mich einfach nicht beherrschen?
Welche Möglichkeiten gibt es, was kann ich tun, außer zu essen um Freude zu haben?
Oder: "Ich esse zu viel, weil ich immer Hunger habe?"
Wonach hungere ich eigentlich? Was könnte mich wirklich satt machen? Und was kann ich dafür tun, es in mein Leben einzuladen? 
 
Diese Fragen und ihre Antworten bewirken zum Einen, dass wir uns dessen, was wir tun und dessen, was wir glauben nicht zu können, bewusst werden. Sie bewirken, dass die manipulative Überzeugung ins Wanken kommt. Dann besteht die große Chance, dass wir feststellen: Wir können doch, was wir glaubten, nicht zu können. Und dann tun wir, es im Bewusstsein einer neuen hilfreichen Überzeugung.
Das kann klappen!
 
Und wenn Du es alleine nicht schaffst: Ich bin für Dich da. 
 
Kontakt: 

Samstag, 20. Februar 2021

Bestandsaufnahme – Ein Vollbild schaffen

 

                                                                  Foto. A. Wende

Es muss nicht erst der Mangel sein, der uns erkennen lässt, wie viel in unserem Leben gut ist. Bei aller Probematik mit der wir vielleicht gerade zu tun haben, können wir immer wieder bewusst beiseite treten und Abstand nehmen um ein realistisches Vollbild unseres Lebens zu gewinnen.
Ein realistisches Vollbild gewinnen wir, wenn wir nicht nur auf die Bereiche schauen, die momentan mangelhaft, brüchig oder schwierig sind, sondern auch auf jene Lebensbereiche, die wir als so selbstverständlich nehmen, dass sie sich unserer Aufmerksamkeit entziehen, gerade weil sie gelingen.
 
Wir können unsere Aufmerksamkeit bewusst dahin lenken wo die Dinge im Reinen sind und hinreichend gut funktionieren.
Das ist die Basis für Dankbarkeit.
Nicht selten aber stehen dieser Dankbarkeit innere Mängel entgegen, also nicht das Äußere, das nicht unseren Vorstellungen und Erwartungen entspricht, sondern das innerpsychische Erleben wie Unzufriedenheit, Frust, Unsicherheiten und Ängste beispielsweise. Oft sind es genau diese inneren Mängel, die uns den Blick verstellen und im Zweifel das Gute, was es auch gibt, nicht erkennen und somit nicht bewusst erleben lassen. 
 
Darum ist es hilfreich eine Bestandsaufnahme zu machen - mit der einfachen Frage: Was ist jetzt gut in meinem Leben?
Und uns das aufzuschreiben. Alles was wir aufschreiben verinnerlichen wir stärker als das für den Moment Gedachte, was sich im nächsten Moment wieder verflüchtigt. Und wir können es wieder lesen, immer dann, wenn wir das Vollbild aus den Augen verlieren. 
 
 
 

Freitag, 19. Februar 2021

Gedanken über die Einsamkeit

                                                                  Foto: A. Wende


Friedrich Nietzsche, der große Einsame schrieb einst: „Des einen Einsamkeit ist die Flucht des Kranken. Des anderen Einsamkeit ist die Flucht vor den Kranken.“
Es gibt immer mehr Kranke in einer kranken Welt und wer ist nun der, der vor wem flieht?
Einsamkeit als Krankheit. Krankmachendes einsam sein. Einsam sein, um nicht krank zu werden, so ist es jetzt für viele Menschen.
 
In der Einsamkeit werden wir mit einer großen Angst konfrontiert - der Angst des Kindes, das sich nicht gesehen, verlassen, mutterseelenallein und ungeliebt fühlt. Das fühlt sich an wie ein Fallen ins Bodenlose, in ständiger Erwartung des Aufschlags, der nicht kommt. Noch nicht? Wann? Wie lange geht das so? Ich kenne das Gefühl. Es hat etwas existentiell Bedrohliches.
Aber die Erwachsene in mir weiß: Leben ist (auch) Einsamkeit und gerade jetzt erleben viele von uns eine nie gekanntes, erzwungenes Alleinsein, das über das Gefühl des Alleinseins hinausgeht, je länger das Alleinsein andauert, hineinfießt in Einsamkeit.
Da ist nichts, was uns ablenkt, nichts, was uns die Möglichkeit gibt in Kontakt mit Menschen zu treten, heraus aus dem engen Kokon hinein in ein offenes menschliches Miteinander. Es gibt keine Cafés, keine Restaurants, keine Sportstudios, keine Gruppen, denen wir uns anschließen können um dem Gefühl der Einsamkeit zu entkommen, und sei es auch nur für Stunden. Der Einsame ist auf sich selbst reduziert. 
 
„Das Leben ist schwer, aber es übt. Und zu den Übungen, die es auferlegt, zu den Fähigkeiten, die es abverlangt, gehört die Einsamkeitsfähigkeit“, schreibt der Philosoph Odo Marquard in: Der Einzelne: Vorlesungen zur Existenzphilosophie.
 
Kann man Einsamkeit üben?
Kann man die Sehnsucht nach Kontakt, nach Berührung, nach gesehen, geliebt, verstanden zu werden, zähmen?
Und zähmt man all das, was bleibt dann vom Menschsein?
Und - ist das Gefühl der Einsamkeit damit gezähmt?
Wie fühlt sich der Einsame dann?
Die Buddhisten sprechen von der kühlen Einsamkeit. Man vermeidet sinnlose Aktivitäten, ist diszipliniert, präsent im Moment und achtsam bei jedem Tun. Man rennt nicht in der Welt der Begierden und der Ablenkungen umher um etwas zu erhaschen oder zu besitzen, was man nicht braucht. Man erwartet keine Sicherheit von anderen, weil man all das in sich selbst findet. Man braucht keinen Bezugspunkt, keine Hand, die hält, keinen, der einen umsorgt und beschützt, weil man all das für sich selbst tun kann. Man ist frei von Gefühlen des Mangels und sich der inneren Fülle bewusst. Der Geist beruhigt sich, ein Gefühl inneren Friedens und eine tiefe Ruhe stellen sich ein.
Wahrlich eine hohe Kunst!
 
Gäbe man sie also auf, die Sehnsucht nach dem Du, gäbe man es auf, das zugeneigte, verstehende Du zu ersehnen, wenn es nur gelänge der inneren Einsamkeit übend zu entfliehen?
Ich weiß es nicht. Wahr ist: Das Ich braucht das Du. Weil das Gefühl über den Verstand nicht zu er lösen ist, schmerzt die Einsamkeit weiter. Ein nagender, chronischer Schmerz, an dem wir kranken und der krank machen kann.
Nimmt man die Einsamkeit an, als Übung eines vorübergehenden Zustandes, hört man auf dem Alleinsein mit sich selbst zu entfliehen und damit wird der Schmerz kleiner.
Die Melancholie bleibt. Aber ihr Schmerz ist feiner, sanfter, leiser. Ein Schmerz, mit dem man leben kann.

Dienstag, 16. Februar 2021

Wie uns der Relativismus im Sinnverlust hilft


 

Viele Menschen stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens im Alltag in der Regel nicht, solange die eigene Lebensführung nicht fragwürdig wird oder zusammenfällt wie ein Kartenhaus. Zurzeit versuchen wir jedoch alle irgendwie das Leben aufrecht zu erhalten und dem Leben auch in dieser herausfordernden Zeit einen Sinn zu geben. Denjenigen, die es aufrechterhalten können,  geht es noch vergleichsweise gut, diejenigen aber, denen der existentielle Boden unter den Füßen weggezogen wird, beginnen zu verzweifeln. Sie empfinden im schlimmsten Fall einen schmerzhaften Sinnverlust.

 

Der Sinn des Lebens definiert sich zu einem großen Teil auch aus dem, was wir beruflich tun. Dieses Tuns sind viele Menschen jetzt beraubt.  

Unsere Arbeit macht einen wesentlichen Teil unserer Identität und unseres Selbstverständnisses aus. Und das, je mehr wir mit ihr verbunden sind und je mehr wir lieben, was wir tun. Jetzt, wo viele von uns weniger zu tun haben oder nichts mehr, wird die Frage nach dem Sinn des aktuellen Lebens groß.

Nicht mehr gebraucht zu werden mit unseren Fähigkeiten und Gaben oder mit unserer Dienstleistung, fühlt sich für manche von uns an wie ein Sterben im Leben. Wir erleben den Zusammenbruch all dessen, was wir uns aufgebaut haben, das Ende dessen, wofür wir gebrannt und gelebt haben. Das ist eine schmerzhafte Zäsur. Wir haben sie nicht einmal selbst verschuldet. Wir können nicht einmal sagen: „Ich hab es verbockt und jetzt korrigiere ich die Fehler, die dazu geführt haben“. Wäre es so, hätten wir die Macht umzugestalten was nicht funktioniert. Aber so ist es nicht: Es hat funktioniert. Wir sind entmachtet, die Möglichkeiten sind uns genommen. Wir sind nicht mehr systemrelevant. Wir fühlen uns fallen gelassen und ohnmächtig.

Mit dieser Ohnmacht wächst die Angst, dass unsere berufliche Existenz unwiederbringlich zerstört ist und wir nicht mehr in der Lage sind sie wieder neu aufzubauen, weil wir finanziell ausgeblutet und alle Rücklagen verbraucht sind. Klappe zu, Affe tot. Wir müssen staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, wir werden also nicht verhungern, aber das hilft uns nicht auf der seelischen Ebene, im Gegenteil: Unsere Psyche steht vor der großen Herausforderung den Sinn unseres Lebens trotzdem aufrecht zu erhalten. 

 

Was können wir tun, um unser Jetzt sinnstiftend zu gestalten?

Die Frage nach dem Sinn des Lebens beinhaltet die Frage nach der zweckgerichteten Bedeutung des Lebens, dem Daseinszweck. Dieser ist für jeden von uns ein anderer. Mein Daseinszweck ist es Menschen zu helfen. In der Praxisarbeit und mit meinen Texten. Das entspricht einer meiner idealen Wertvorstellungen. Würde ich das alles verlieren, müsste ich mich jetzt fragen: Wie soll ich leben, um meinen Daseinszweck zu erfüllen, wenn das was ihn erfüllt hat, nicht mehr ist? Das ist eine fast schon überwältigende Frage. Die Antwort darauf zu finden ist schwer. Das kann uns komplett überfordern. 

 

„Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, außer da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?“ Diese Frage stellte einmal der Philosoph Günther Anders. 

 

„Sinn ist Fülle – ein erfülltes Leben“, finde ich und dazu gehört für mich mehr als nur da zu sein. Es ist zwar schön, wenn ich in der Mediation Atemzug für Atemzug mein reines Sein spüren darf, aber ich brauche ein Warum, ich brauche ein Wozu, etwas, das über mein eigenes Dasein hinausgeht und Sinn macht. Ich will etwas bewirken und ich wage zu behaupten, wir alle wollen das – etwas bewirken und wirken. Und über das Wirken möchten wir Resonanz spüren. Viktor Frankl ging davon aus, dass die primäre Motivationskraft des Menschen ein existenzielles Streben nach Sinn im Leben sei. Und weiter sagte er: „Die Kunst des Lebens besteht darin, das Verwirklichungswürdigste unter dem jeweils Möglichen zu erkennen, zu ergreifen und zu realisieren.“ Ist der verwirklichungswürdigste Sinn nach dem wir gestrebt haben und den wir realisiert haben, verloren, stehen wir erst einmal vor dem Nichts. Die Empfindung völliger Sinnlosigkeit des eigenen Daseins, zusammen mit einem Gefühl der inneren Leere, kann in die Depression führen oder gar in den Suizid. So weit darf es nicht kommen!

 

Was hilft?

Eine der großen Schwierigkeiten bei der Auseinandersetzung mit der Frage nach Lebenssinn ist die prinzipielle Fähigkeit des menschlichen Verstandes, einen einmal angenommenen Sinn zu hinterfragen und die Urteils- und Bewertungsperspektive zu wechseln. Damit wenden wir uns dem Relativismus zu. Der Relativismus ist ein philosophischer Ansatz bei dem es darum geht die Wahrheit von Überzeugungen, Forderungen und Prinzipien als stets von etwas anderem bedingt anzusehen und absolute Wahrheiten zu verneinen. Konkret bedeutet das, dass jede Überzeugung, jede Aussage auf Bedingungen beruht, deren Wahrheit wiederum auf Bedingungen gründet. Demnach geht der Relativismus davon aus, dass eine sichere Erkenntnis der Welt unmöglich und alles gleichermaßen wahr ist. Diese Bedingungen ermöglichen es uns unsere Überzeugungen über uns selbst und unser Sein in Welt zu verändern und neu zu formieren.

 

Wie geht das?

Wir wechseln die Perspektive. Wir fragen uns nicht weiter: Was macht das mit mir? Was nicht bedeutet, wir verleugnen die Gefühle, die wir ob unseres Sinnverlustes haben, wir fragen uns aber, wenn wir einen ruhigen, klaren Moment haben: Was mache ich mit dem, was jetzt ist? Was fange ich an mit dem, was mir noch bleibt? Ist es wirklich wahr, dass der Sinn meines Lebens darin besteht, was ich ein Leben lang getan habe? Und kann ich einen anderen Sinn für mich kreieren?

Wenn ich zum Beispiel meine Arbeit als Coach verliere, weil keine Klienten mehr zu mir kommen, dann schreibe ich. Ich lebe dann, wenn alle Rücklagen verbraucht sind, erst einmal von staatlicher Hilfe,  aber ich habe weiter einen Sinn. Ich kann mit meinen Texten immer noch Menschen erreichen und ihnen helfen, auch wenn ich davon nicht leben kann, aber ich habe ein Warum und ein Wozu. Ich überprüfe die Überzeugung: Ich muss aber mit Menschen arbeiten!, und ersetze sie durch: Ich möchte und kann Menschen weiter erreichen. 

 

Was mache ich aber, wenn all das nicht mehr geht?

Das führt zu den Fragen: Ist es wirklich wahr, dass der Sinn meines Lebens darin besteht, was ich ein Leben lang getan habe? Und kann ich einen anderen für mich kreieren?

Es ist nicht wahr, dass der Sinn meines Lebens nur in dem besteht, was ich ein halbes leben lang getan habe. Wo also kann ich neuen Sinn für mich selbst kreieren?

Wie gestalte ich meine Tage so, dass mein Leben für mich selbst lebenswert ist?

Was brauche ich wirklich um darin einen Sinn zu finden?

Was könnte mir Sinn geben, wenn all das, was ich zuvor dafür getan habe, nicht mehr möglich ist?

In meinem Fall heißt das: Kann ich einen Sinn darin finden mich mehr mir selbst zuzuwenden, anstatt anderen zu helfen?

Hilft es mir den Focus mehr auf mich selbst zu legen, statt auf andere.

Texte für mich zu schreiben anstatt für andere?

Mich mehr körperlich bewegen, statt geistig.

Mich mehr ausruhen, lesen, malen, spazieren gehen, mir gut tun, anstatt immer anderen gut zu tun?

Erst mal ...

 

Das sind sinnvolle Fragen, die wir uns stellen können. Fragen, die uns neue Wahrheiten finden lassen, neue Werte und mit der Zeit einen neuen Sinn. Ob dieser dann trägt zeigt sich, wenn wir im Sinne dieser neuen Sinngebung eine Weile leben und nicht mehr am Alten festhalten. Und wer weiß, vielleicht hat uns der Relativismus auch nur geholfen eine schwere Zeit zu überstehen und was wir lieben, kommt zu uns zurück.

 

Zuvor ist Trauerarbeit angesagt. Diese braucht ihre Zeit. In dieser Zeit dürfen wir sehr mitfühlend mit uns selbst sein, uns nicht drängen, wir dürfen geduldig mit uns sein.

Und irgendwann kommt ein Tag an dem wir mit dem was ist einverstanden sind und beim Morgenkaffe lächeln anstatt zu weinen. Wir beginnen die Welle des Lebens zu reiten, vorangetrieben vom ewigen Fluss der Veränderung. Eine lebensverändernde Welle, die uns hilft aus alten Überzeugungen auszubrechen und abgelebte Identitäten zu verlassen, frei von der Angst unser Leben so zu leben wie es auch sein könnte.

 

 

 

 

Montag, 15. Februar 2021

Übergangskrise und Transformation

 


Wenn wir uns in einer Übergangskrise befinden spüren wir, dass nichts mehr von dem was war sich anfühlt wie es einmal war.
Wir spüren, etwas muss sich ändern.
Wir dürfen uns ändern.
Tun wir das nicht, ändert es sich für uns.
Ein anstehender Übergang zeigt sich durch Symptome wie ...
innere Unruhe
ein Gefühl von Getriebensein
Erschöpfung
Desorientierung
Verwirrung
Angst
Dinge, die uns interessiert haben, interessieren uns nicht mehr
Beziehungen lösen sich auf
Freundschaften gehen auseinander
Vertrautes bricht weg
wir erleben Verluste auf vielen Ebenen
wir spüren einen inneren Druck, der nicht nachlässt
wir fühlen uns eingesperrt und haben das Gefühl aus bestehenden Strukturen ausbrechen zu müssen
der Alltag ist immer schwerer zu bewältigen
wir haben das Gefühl in einem Niemandsland zu stehen
wir haben das Gefühl von Sinnverlust
wir haben das Gefühl ein Suchender zu sein, ohne ein Ziel vor Augen zu haben
 
Übergangskrisen sind Zeiten der Transformation ( lat. transformare für umformen). Übergangskrisen bedeuten Chaos und Orientierungslosigkeit – innen und außen.
Wir müssen Abschied nehmen vom Alten. Wir müssen uns wandeln, weil das Alte in unserem Leben nicht mehr funktioniert und nicht mehr trägt. Es gibt keine Möglichkeit so weiter zu machen wie bisher, wir müssen die Lebensrichtung wechseln, ob wir das wollen oder nicht. Da wir das Alte, das Vertraute aufgeben müssen wird ein gewisses Maß an Leid nicht zu vermeiden sein.
 
Aber wohin führt uns der Weg?
Wir wissen es nicht.
Wir sind gezwungen das Nichtwissen auszuhalten.
Wir haben noch keine Lösungen.
Das größte Problem in all den Krisen, die wir im Laufe unseres Lebens bewältigen müssen ist, dass wir krampfhaft festhalten wollen, was vermeintlich uns oder zu uns gehört. Wer das Alte mit Macht festhalten will, ist nicht frei für das Neue, das sich zeigen will. Die Krise zeigt uns ziemlich deutlich, dass das mit dem Festhalten nicht geht. Sie zeigt uns, dass die Strategien, Muster und Lösungsansätze der Vergangenheit nicht mehr funktionieren, dass Leben wie in der Vergangenheit nicht mehr funktioniert. Radikal ist etwas zu Ende gegangen. 
 
Ein Punkt ist gesetzt - the point of no return. Es gibt kein Zurück. 
Was jetzt?
Wir haben die Wahl. Die Krise überlässt es uns, ob wir Widerstand leisten oder ob wir sie bewusst annehmen und unser Leben ändern, weil es an der Zeit ist.
Nehmen wir die Veränderung nicht an, wird die Energie des Widerstandes sich gegen uns selbst richten - wir werden krank. Wir werden auf körperlicher Ebene oder/und auf psychischer Ebene krank wenn wir etwas aus unserem Bewusstsein verdrängen und es nicht annehmen wollen. Der Körper muss dann mit dem fertig werden, was das Bewusstsein sich weigert zu tun. Der Körper lügt nicht, der Verstand belügt sich gern. Ihn straft der Körper dann der Lüge und zeigt uns schmerzhaft was wirklich ist, damit wir endlich wach werden und uns bewusst dem stellen, was das Leben von uns fordert: Wachstum zum Heilsamen, auch wenn sich das in der Übergangskrise gar nicht so anfühlt, sondern vielmehr wie Vernichtung. Es wird auch etwas vernichtet, nämlich das, was uns nicht mehr dient, das, was uns ins die Krise geführt hat. Denn die Krise ist der Höhepunkt eines langen unheilsamen Weges. So ist es jetzt. 
 
Der unheilsame Weg hat uns dahin geführt, wo wir jetzt feststecken. 
All das Unheilsame unserer Handlungen hat sich gegen uns gewendet. Es bremst uns aus. Lässt uns im Stillstand verharren. Sperrt uns ein. Nimmt uns die Luft zum Atmen, die wir selbst verpestet haben. Nimmt uns, was wir als wertvoll und wichtig empfunden haben. Nimmt uns die Existenz, nimmt uns das Bild von Welt das wir hatten, nimmt uns das Selbstbild und manchen gar das Leben.
Und die Krise nimmt kein Ende.
Warum?
 
Ist es möglich, dass wir noch immer nichts begriffen haben?
Weil wir gegeneinander sind, anstatt miteinander füreinander.
Weil wir nicht gründlich aufräumen, sondern bloß überdecken.
Wei wir weiter lügen und belogen werden.
Weil wir weiter täuschen und getäuscht werden.
Weil wir uns weiter vergiften, anstatt zu entgiften.
Weil wir kopflos und orientierungslos mit untauglichen Mitteln untaugliche Versuche machen.
Weil wir weiter in Extremen denken und handeln, anstatt Balance zu finden.
Weil wir unachtsam und hysterisch bekämpfen, was wir nicht einmal genau kennen.
Weil wir Werte setzen, die keine sind.
Weil wir Prioritäten setzen, die keine sind.
Weil wir nichts verstanden haben ...
Weil wir nur wieder zurück wollen ...
Aber es gibt kein Zurück.
Die Krise führt niemals zurück.
 
Das chinesische Schriftzeichen für Krise hat zweierlei Bedeutung: Gefahr und Chance. Hierin liegt der Schlüssel zum Umgang mit der Krise: Wir achten sie als Gefahr und wir verstehen sie als Chance uns selbst zu wandeln. In Krisen stecken nicht automatisch Chancen. Das ist ein gefährlicher Mythos. Manchmal ist eine Situation einfach nur schrecklich und nichts Gutes entsteht aus ihr.
Es liegt an uns allen, dass es so nicht sein wird ...