|
Zeichnung: A. Wende |
Wenn wir etwas verlieren, das uns die Welt bedeutete ist es schwer irgendetwas Gutes daran zu finden. Wenn wir verlassen werden, weil dem anderen die Liebe abhanden gekommen ist, ist es schwer das zu ertragen. Wir fühlen uns leer, ausgelaugt und völlig erschöpft von den Bemühungen den anderen dazu zu bringen uns nicht zu verlassen. Wir sind enttäuscht und traurig, dass man uns nicht so lieben konnte, wie wir es uns ersehnt haben und auch noch für immer.
Liebeskummer ist ein enormer Stress für die Seele. Sie ist wund, sie schreit, sie fühlt sich allein gelassen von Gott und der Welt und sinkt in ein tiefes Loch. Freunde können uns trösten, wir können Hilfe suchen bei einem Therapeuten, wir können Verständnis erfahren und Unterstützung um die erste Zeit der Trennung zu überleben, aber eins finden wir bei niemandem: Der Schmerz wird uns nicht abgenommen. Wir sind es, die ihn tragen müssen, die mit ihm leben müssen, die mit ihm in die Nacht gehen und mit ihm den Tag beginnen. Liebeskummer ist ein schlimmer Schmerz, er tut so weh, dass wir denken, er wird niemals vergehen und manchmal fühlt er sich sogar so an, dass wir denken, wir überleben ihn nicht. Ich weiß wie er sich anfühlt, dieser Schmerz, ich weiß, wie allein wir damit sind und ich weiß, wie sehr da der Wunsch ist - das soll endlich aufhören und die Hoffnung, der, der ihn uns zugefügt hat, möge uns davon erlösen.
Es ist meist nicht so. Der, der gegangen ist fort und wir erreichen ihn emotional nicht mehr. Aus ist aus. Das ist die bittere Realität. Noch bitterer ist es, wenn der andere uns wegen einer oder einem anderen verlassen hat. Da ist das Gefühl ausgetauscht worden zu sein, das Gefühl wertlos zu sein, das Gefühl weggeworfen worden zu sein, weil ein anderer Mensch besser, liebenswerter, schöner, weniger anstrengend, weniger kompliziert, verständnisvoller, erotischer, liebevoller ist als wir.
Aber all das ist nicht wahr.
Wahr ist: Liebe kommt, Liebe bleibt und Liebe geht.
Und das hat nichts damit zu tun, dass wir etwas falsch gemacht haben oder etwas an uns falsch ist. Es ist einfach so, dass im Laufe von Beziehungen Gefühle vergehen können. Manchmal einfach so, manchmal weil wir spüren, dass unsere Bedürfnisse oder wir selbst auf der Strecke bleiben und manchmal weil wir uns selbst und dem anderen etwas vormachen, was dann irgendwann zur bitteren Wahrheit wird: Es geht nicht mehr miteinander.
All das Fragen warum und wieso, all das Suchen nach Gründen, all das Analysieren der eigenen Fehler und der Fehler des anderen nützen nichts, ändern nichts, helfen nichts. Jedes
hätte ich doch oder hätte sie/er doch, führt nur zu Selbstzerfleischung, Selbstanklage und zur Anklage des anderen und am Ende zu Schuldgefühlen, die wir abwechselnd uns selbst und dem anderen machen.
Es ist wie es ist: Es ist aus. Die Liebe ist tot, die uns verbunden hat und es gibt nichts, was sie wiedererweckt, denn gäbe es sie noch, gibt es noch einen Funken Liebe, dann ist da immer die Bereitschaft nicht aufzugeben und für ihr Wiederentfachen zu kämpfen.
Ich weiß das klingt hart für alle die gerade an Liebeskummer leiden.
Aber die Wahrheit ist manchmal hart. Und das ist es, was wir nicht annehmen wollen und können, denn wir sind Menschen und wollen glücklich sein und keine schmerzhaften Wahrheiten schlucken müssen. Wir wollen nicht leiden. Und doch wissen wir, dass es ein Leben ohne Leiden für keinen von uns gibt.
Ich weiß, auch das ist nicht hilfreich wenn man sich so beschissen fühlt, dass das Gefühl den Boden unter den Füßen verloren zu haben einen wie ein Sog in den Abgrund dieses schwarzen Loches zieht in dem man komplett den Halt verliert. Haltlos trudelt die wunde Seele und fürchtet sich vor dem Aufschlag, der sie vernichten wird, im Zweifel.
Ich hatte dieses Gefühl oft in meinem Leben. Ich kenne das Loch und die Angst vor dem Loch und die noch größere Angst wenn das Loch mich verschluckt hatte und - ich habe es überlebt.
Weil ich es wollte.
Ich hätte auch aufgeben können. Aber warum?
Weil eine Liebe tot ist?
Ist das ein Grund, auch wenn das unendlich weh tut?
Für mich nicht. Auch wenn sich Liebeskummer anfühlt wie ein kleiner Tod, ich bin nicht daran gestorben und viele andere auch nicht.
Es geht manchmal einfach ums Aushalten. Es gibt manchmal kein Pflaster und kein Mittelchen, das unseren Schmerz wegmacht. Wir haben keine andere Wahl als auszuhalten was ist.
Das ist eine schwere Übung, aber machbar, wenn man es will. Wenn man die Klarheit besitzt, nach all den durchweinten Tagen und Nächten, dass man das, was ist, nicht ändern kann, es nur aushalten kann. Aushalten in der Gewissheit: Es geht vorbei und ich überlebe es. Ich werde damit fertig, dass mich einer nicht mehr liebt und nicht mehr will. Es ist ein Drama und es geht nicht gut aus, aber es geht zu Ende. Und irgendwann wenn wir genug gelitten und genug ausgehalten haben können wir uns sagen: Lass los was du nicht ändern kannst und konzentriere dich darauf für dein eigenes Wohl zu sorgen! Wir können uns bewusst machen, dass wir mehr sind als dieser Liebeskummer, mehr als diese Verzweiflung und die Angst nie wieder einen zu finden, der uns liebt, wir sind am Leben, immer noch und wir haben immer noch Liebe in uns, unabhängig von dem, der sie von uns nicht mehr haben wollte. Wir haben es überlebt und vielleicht etwas Wesentliches gelernt und begriffen, was uns zuvor nicht mal in den Sinn gekommen wäre. Was das ist ist für jeden von uns etwas anderes. Aber es ist etwas Wertvolles, das wir auf unserem weiteren Lebensweg mit uns tragen werden.
Loslassen bedeutet von der Vorstellung Abschied zu nehmen wie das Leben nach meinen Wünschen verlaufen soll. Die Leere, das Loch, das Unbekannte ist ein Niemandsland, durch das wir ganz alleine gehen, das wir zuerst aufsuchen, bevor wir dem Neuen begegnen. Aber genau dieses Niemandsland, dieser leere Raum birgt unendliches Potenzial. Wenn wir es wollen.