Samstag, 28. November 2015

Im Sumpf






Es gibt Zeiten im Leben, in denen wir das Gefühl haben, festzustecken. 
Probleme scheinen unlösbar, wir sind blockiert und absolut handlungsunfähig, wir wissen nicht, was zu tun ist, wir können nichts entscheiden, wir stecken fest. 
Wir fühlen uns als würden wir in einem Sumpf feststecken, der uns bei jeder Bewegung weiter nach unten zieht.
Dann ist es hilfreich genau das zu akzeptieren. 
Es ist Zeit still zu halten und uns in Geduld zu üben.

Wir könnten uns sagen: Sei einfach, sei ruhig, beobachte bewusst und verschaffe dir Klarheit darüber, was in diesem Moment in der Zeit in deinem Leben gerade geschieht. Eine ruhige, bewusste, beobachtende Sicht auf das Jetzt nimmt uns den Druck unbedingt etwas tun zu müssen und schenkt uns Zeit zum Auftanken. In der Zeit des stillen Beobachtens sammeln wir die Kraft, die wir brauchen, wenn wir uns bewusst geworden sind, wie wir unser weiteres Leben gestalten wollen.


Freitag, 27. November 2015

Der Krieg und die Angst


Es herrscht Krieg, um uns herum herrscht Krieg, in der Welt herrscht Krieg. Deutschland zieht in den Krieg. Am Abend des 26. November haben wir es durch die Medien erfahren, Deutschland schickt Soldaten in den Krieg. Wieder sind es viele junge Männer, die ihr Leben riskieren um "Ordnung" zu schaffen, dort wo keine Ordnung herrscht, dort wo Gewalt, Hass, Mord und Totschlag herrschen und sinnloses Töten niemals aufhören wird, es sei denn, man würde diese Teile des Planeten wegzaubern können.

Ordnung schaffen werden sie nicht, nicht unsere Soldaten, nicht die Soldaten anderer Länder, jeder der einen klaren Verstand besitzt, weiß das. Mit mörderischen Kriegen schaffen wir keine Ordnung, wir schaffen nur weiter Zerstörung. Deutschland stellt sich dem Aggressor entgegen und wird selbst zum Aggressor - offen jetzt, Waffen liefern wir schon lange. Wer Gewalt sät wird Gewalt ernten und am Ende wird er sie ausüben.

Mich hat keiner gefragt, was ich über diesen Krieg denke, den wir jetzt führen, keiner hat mich gefragt, ob ich das will. Uns alle hat keiner gefragt, wir haben unsere Rechte längst abgegeben an Politiker, die für uns und über uns entscheiden. Sie machen Krieg, überall auf der Welt machen sie Krieg, ohne die zu fragen, die darin töten sollen oder getötet werden oder dabei zuschauen müssen.
Nicht die Menschheit ist im Krieg, die Machtgierigen, die Fanatiker, die Wahnsinnigen machen Krieg und wir haben nichts, aber auch nichts in der Hand gegen diese Wahnsinnigen. Wir sind ohnmächtig, wir, die nicht gefragt werden, und hilflos gegen die Wahnsinnigen, die eine Welt in Angst und Schrecken versetzen und Leichenberge und unendliches Leid schaffen.

Mein Sohn will nach Frankfurt auf ein Konzert, sagt er, und dass sein bester Freund nicht mitgehen will, er hat Angst vor einem Anschlag. Mein Sohn hat keine Angst, er sagt, wenn es mich treffen soll, trifft es mich, egal wo ich bin. Ich gebe ihm Recht, ich empfinde es ebenso. Ich bin froh, dass er sich von der Angst nicht lähmen lässt.

Aber sie ist da die Angst, bei uns allen, in uns allen, sie legt sich zu der Angst, die in uns ist vor dem Leben, das immer schwieriger wird, dem Existenzkampf, der immer gnadenloser wird, zu der Angst, die wir seit Kindesbeinen in uns tragen, auch bei denen, die sich nicht von ihr lähmen lassen. Die Angst wuchert wie eine giftige alles zerfressende Pflanze, überwuchert unser Leben, unseren Glauben an das Gute, bedroht unsere Hoffnung, raubt unsere Zuversicht, sie überwuchert die Liebe, wenn wir nicht achtsam sind.Wenn die Angst siegt haben sie gewonnen, die Machtgierigen, die Fanatiker, die Wahnsinnigen.

Ja, wir dürfen sie haben die Angst, sie ist berechtigt, diese Welt steht vor einem riesigen Abgrund, den wir nur mit Mut überwinden können, dem Mut, trotz der Angst weiter zu gehen, weiter zu machen, mit der Kraft der Liebe.

Diese Liebe bedeutet mehr als Worte, sie bedeutet für mich eine große Verantwortung uns selbst gegenüber und all denen, denen wir sie schenken können, jeden einzelnen Moment in der Zeit indem wir gegen die Energie der Zerstörung das Einzige setzen, was wir noch haben: Vertrauen in das Gute und es tun, wo immer wir können, wann immer wir können - jeden einzelnen Tag. Nur so entkommen wir der Angst und der Ohnmacht, nur so wird sich dieser Krieg nicht von Außen in unser Inneres fressen.

Ich lasse das nicht zu!

Dienstag, 24. November 2015

Sonntag, 22. November 2015

Gedankensplitter

einem aggressor entkommt man nicht. im besten falle kann man etwas von ihm über sich selbst lernen. das ziel einens aggressors ist es immer den anderen zu quälen, ihn zu verletzten, ihn zu entwerten, ihn zu demütigen, ihn zu verderben, ihn dazu zu bringen, dass er sich schudig und schlecht fühlt. der einzige sieg, den man über einen aggressor haben kann, besteht darin nicht so zu werden wie er.

Samstag, 21. November 2015

Freitag, 20. November 2015

Was ich ändern kann


Ich kann meine Vergangenheit nicht ändern.
Ich kann nicht ändern, was mir widerfahren ist.
Ich kann nicht ändern, dass mich Menschen verletzt haben. 
Ich kann nicht ändern, dass ich Menschen verletzt habe.
Ich kann meine Familie, meinen Partner und meine Mitmenschen nicht ändern.
Aber ...
mit Akzeptanz, Verständnis und Klarheit kann ich die unschönen Erlebnisse und Erfahrungen meines Lebens anders betrachten und damit ihre Wirkung auf mich verändern.
Und damit verändert es sich für mich zum Besseren.

Donnerstag, 19. November 2015


Liebe und Schmerz
Laudatio zur Ausstellung von Angelika Wende
von Joachim Braun

14.11.2015 – 14.01.2016
Frauenfriedenskirche Frankfurt am Main




„Warum malst du?“ – Angelika Wende diese Frage zu stellen, ist, als würde man jemandem die Frage stellen, warum er atme. „Ich male“, sagt sie, „weil Worte nicht reichen. Meine Bilder sind die Folgen meiner Erfahrungen, meiner Lebensspur. Meine Suche ist meine Aufgabe: zu tragen und zu lösen, was mir widerfährt und aufgetragen wird. Mein Antrieb ist die Achtung vor dem Geschenk meines Lebens.“[1]
Neben Sprache und Beratung von Menschen sind Malerei und Fotografie Angelika Wendes Leidenschaft. Aus eben jener inneren Notwendigkeit heraus, die der Maler Christian Felder so beschrieben hat: „Angelika Wende ist keine staatlich lizenzierte Künstlerin. Sie hat keinen Abschluss einer Kunsthochschule vorzuweisen. Doch sie hat etwas das vielen ,Meisterschülern’ fehlt: innere Notwendigkeit. Der Trieb die Ereignisse der Welt malerisch zu verarbeiten ist tief in ihr verwurzelt. In jedem Zyklus werden wir mit einer ungeschönten aber auch zugleich unumstößlich notwendigen Bildwelt konfrontiert. Diese lockt durch ihre Intensität. Wendes ,Müssen’ ist deutlich sichtbar. Sie wirft ihre Leidenschaften in die Waagschale, kämpft um jedes Bild und erzeugt etwas, das in der Kunst unbezahlbar bleibt: Authentizität.“[2]

Immer geht es im Schaffen von Angelika Wende um Menschen, um die Gründe und Abgründe menschlicher Existenz. Wir sehen Figuren, als Einzelne, Paare, zu dritt. Existenzen, zurückgeworfen auf sich selbst, auf der Suche nach Ergänzung und Ganzheit. Gesichter, die nach innen schauen und auch den Blick des Betrachters nach innen ziehen, auslotend, was in der Tiefe des eigenen Selbst einen Interpretationsraum eröffnet.
„Liebe und Schmerz“ – der Titel dieser Ausstellung ist inspiriert von ihrem Ort. Die Idee der Frauenfriedenskirche entstand fast genau vor 100 Jahren, mitten im Ersten Weltkrieg. Unter dem Eindruck des Kriegsleids ergriffen Frauen aus allen Teilen Deutschlands, die den Tod ihrer Partner und Söhne auf den Schlachtfeldern betrauern mussten, die Initiative zum Bau einer nationalen Gedenkstätte, als Denkmal für die Toten und als Mahnmal für den Frieden. Bei der Einweihung der Kirche 1929, in ihrer Ansprache zum Festakt, sagte Maria Heßberger als Vertreterin des Katholischen Deutschen Frauenbundes: „Wir katholischen Frauen haben diese Kirche erbaut als Ausdruck unseres großen, gewaltigen Schmerzes ... Die Frauenfriedenskirche soll aber auch ein Ausdruck unserer großen dankbaren Liebe sein für diejenigen, die ihr Leben hingaben, um unser Leben zu schützen.“[3] Ausdruck des Schmerzes und zugleich der Liebe - gerade angesichts der aktuellen Bilder aus Paris scheint dieses Junktim aktueller denn je. Und mir scheint es, im wahrsten Sinne des Wortes, not-wendig, davon zu schreiben, zu dichten, zu komponieren – und zu malen.

Die Wahl dieses ungewöhnlichen Ortes für diese Ausstellung hat noch eine zweite Brücke zum Schaffen von Angelika Wende. Frauenfrieden ist eine Marienkirche, geweiht der Mater Dolorosa (Schmerzensmutter). In der klassischen Gestalt der Pietá, wie sie auch in der Krypta von Frauenfrieden, gestaltet von Ruth Schaumann, zu finden ist, verbindet sich das Leiden Christi mit dem Leiden Mariens, der bereits in den ersten Kapiteln des Lukasevangeliums aus dem Mund des greisen Simeon geweissagt wird: „Durch ihn (deinen Sohn) werden viele aufgerichtet und viele zu Fall kommen ... Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (Lk 2, 34f.). Der Crucifixus leidet körperlich, die Dolorosa seelisch – ein ohnmächtiges Leiden um des eigenen Kindes willen. Körperlicher Schmerz ist selten beeinflussbar, seelischer schon eher. Maria als unsagbar Leidende hat dennoch das Größere gesehen. Mütterlich, Leben schenkend hat sie Verantwortung für das Leben übernommen, ihre Ohnmacht überwunden, ohne daran zu zerbrechen.




Angelika Wendes Werke sind Ausdruck eben dieser Erfahrung. Ihre Figuren sind Psychogramme, künstlerische Ausgestaltungen innerer Seelenzustände. Das Wesentliche daran ist das Unsichtbare, Nicht-Gemalte, Abgespaltene, Verdrängte. Wir sehen weibliche Gestalten, zumeist Köpfe, die verletzt und verwundet sind. Nicht selten fehlt das eine Auge, als ob etwas nicht wahrgenommen, nicht gesehen werden dürfte. Schmerz ist vielgestaltig: Trauer, Angst, Wut, Verlust, Traurigkeit, Liebeskummer, Ohnmacht ... 


Gesichter stehen miteinander in Beziehung und sind sich doch verloren und fremd. Trotz des großen Schmerzes sind Wendes Köpfe irgendwie dennoch schön. Es ist eine fragile Schönheit – so wie die vieler Menschen, die gelitten haben und trotzdem die Liebe nicht verloren haben. Es ist eine tiefe und zugleich sehr berührende Liebesfähigkeit, die das geknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht (Jes 42, 3).



Die Liebe zu sich selbst und zur Schöpfung zu behalten – als große Herausforderung gegen Hass und Selbstzerstörung. Als Joseph Beuys 1976 seine Installation „Zeige deine Wunde“ vorstellte, sagte er dazu: „Zeige deine Wunde, weil man die Krankheit offenbaren muss, die man heilen will ... Eine Wunde, die man zeigt, kann geheilt werden." Das Kunstwerk bleibe nicht bei der Verwundung stehen. Es enthalte, so Beuys, darüber hinaus „Andeutungen, dass die Todesstarre überwunden werden kann […] etwas […], das, wenn man genau hinhört, einen Ausweg weist.“[4]

 
Eine Wunde, die man zeigt, kann geheilt werden. Die Sehnsucht nach dieser Heilung, dem Ganzwerden durch die letzte Annahme seiner selbst, mag eine starke, treibende Kraft im Schaffen von Angelika Wende sein, die von sich selbst sagt: „Ein starker Glaube hat mich im Leben getragen.“[5] 
Es ist bemerkenswert, dass sich in den jüngsten ihrer Bilder, die teilweise in dieser Ausstellung erstmalig zu sehen sind, ihre Art zu malen weiterentwickelt hat. Ihre Bilder werden klarer, realistischer, weniger kompromissbereit, ihre Farben weniger gebrochen, eindeutiger, tiefer. Was klärt sich gerade in diesen Bildern? Was wird tiefer? Die Erkenntnis, dass nur die Liebe fähig ist, den Schmerz zu heilen? Die Klarheit einer Antwort? Oder doch eher die Sehnsucht nach dieser Antwort? Oder der, der sich uns mitteilt und sie mit uns teilt? Wer Augen hat zu sehen, der sehe!
Joachim Braun 







[1]  Gespräch mit Angelika Wende am 28. September 2015 in ihrem Wiesbadener Atelier.
[2]   Christian Felder, auf: www.angelikawende-kunst.de
[3]    Greta Krabbel (Hrsg.): Frauenfriedenskirche. Den Gefallenen des Weltkrieges. Düsseldorf 1935, 27.
[4]  Süddeutsche Zeitung, 26./27. Januar 1980.
[5]  Wende, Gespräch, a. a. O.

Dienstag, 17. November 2015

Aus der Praxis – Welche Motive treiben Schlechtmacher an?


Wir alle kennen Menschen, die andere Menschen schlechtmachten. Sie reden andere hinter ihrem Rücken schlecht und werten sie bei jeder Gelegenheit auf herablassende Art und Weise ab. Schlecht über andere reden bedeutet: einen Menschen, Dritten gegenüber, lächerlich zu machen, ihm Dummheit, Unfähigkeit, Unwissenheit, Schwäche, Inkompetenz, usw. nachzusagen, ihn Anderen gegenüber anzuschwärzen und damit bloßzustellen.

Warum machen Menschen so etwas? Welche Motive treiben Schlechtmacher an?
Nun könnte man einfach behaupten: So ein Mensch hat ein beachtliches Minderwertigkeitsgefühl, das er zu kompensieren versucht, indem er andere kleiner macht, als er sich selbst fühlt. Aber ganz so einfach ist es nicht, auch wenn das ein Motiv ist, um andere schlecht zu machen, denn durch ein abwertendes Verhalten anderen gegenüber kann man sich gleich besser fühlen, vor allem stärker und als besserer Mensch. 

Minderwertigkeitsgefühle haben viele von uns, aber wir machen deshalb nicht automatisch andere schlecht um uns selbst besser zu fühlen, sprich besser, als wir uns im Tiefsten empfinden. Schlechtmacher fühlen sich stärker, wenn sie Macht ausüben können, egal auf welche Weise.

Ein wesentliches Motiv jeder Art von Schlechtmacherei ist immer ein Gefühl von Ohnmacht, das kompensiert werden will. Ein Schlechtmacher kann auch ein Mensch sein, der in seiner Kindheit und in späteren Jahren wenig Anerkennung und Lob erfahren hat, dafür aber jede Menge Demütigungen, Missachtung, mangelnde Anerkennung und/ oder emotionale oder sogar körperliche Gewalt. So kann sich, werden diese Erfahrungen nicht verarbeitet, ein starkes Bedürfnis herausbilden aus der gefühlten Ohnmacht in die Macht zu gelangen. Diese Menschen haben unbewusst das Bedürfnis Rache zu üben. Sie neigen dazu das Erlebte weiterzugeben indem sie andere erniedrigen, manipulieren, demütigen oder schlecht reden, ganz nach dem Motto: Wie es mir ergangen ist ist, soll es anderen ergehen.

Auch da wo der Neid herrscht ist Schlechtreden über Andere immer mit im Spiel. Neid
hat den giftgrünen Antrieb die Lebensweise, die Gaben und Fähigkeiten anderer kleinzureden, abzuwerten und sie dadurch bewusst zu schmälern, um sich selbst weniger unfähig zu fühlen, z. B. wenn der andere genau das verwirklicht, was man sich nicht zutraut oder wozu die Begabung, die Kraft, die Disziplin oder der Mut fehlen.

Was alle Schlechtmacher gemeinsam haben ist ein Mangel an Empathie. Empathie ist die Gabe sich in andere einzufühlen. Wer andere nicht spürt, wer es nicht vermag sich nicht in andere hineinzuversetzen, wer die Gefühle anderer nicht mitfühlen kann, ist sich der Verletzungen, die er durch sein Lästern, seine vernichtenden Aussagen oder sein abwertendes Verhalten begeht, kaum bewusst. Er ist sich oft nicht einmal bewusst, was er anderen an Verletzungen zufügt. Er handelt aus emotionaler Dumpfheit heraus gegen die Integrität und die Würde eines Mitmenschen, welche er mit seinem schlechten Reden hinter fremdem Rücken durch den Dreck zieht.

Eine besonders unreflektierte Spezies der Schlechtredner ist die, die eigene destruktive Gefühle wie Wut, Frustration und Enttäuschung an anderen auslässt. Die im eigenen Unterbewusstsein hausenden destruktiven Emotionen werden verdrängt und dann mittels Projektion an anderen ausgelebt indem man sie mies macht. Im Grunde eine Art Abwehr. Der nicht bewusst gemachte emotionale Druck der im eigenen Seelenhaus ständig am brodeln ist, sucht sich eine Zielscheibe im Außen. Der Frust über das eigene Leben oder die verdrängte Wut auf sich selbst wird auf den anderen gerichtet, mit anderen Worten: Es wird im Außen das ausgedrückt, was im Inneren zu schweigen hat, weil der Mut oder die Bewusstheit fehlen sich mit den eigenen Schatten auseinanderzusetzen. Das Unvermögen zur Introspektion und die daraus resultierende Unzufriedenheit mit dem eigenen Sein, wird auf andere projiziert um nicht die Verantwortung für den eigenen Seelenmüll übernehmen zu müssen und den eigenen Kanal von Innen gründlich zu reinigen. Durch die Projektion kommt es zu einer vorrübergehenden Entlastung innerer Spannung.

Ein weiteres Motiv des Schlechtredners ist es andere klein zu halten.
Manche Beziehungskonstrukte funktionieren ein Leben lang in dieser Weise. Ein Partner macht den anderen permanent schlecht oder sorgt dafür , dass er sich schlecht fühlt. Er versucht ihn klein zu halten um die eigene Größe, die er in Wahrheit nicht besitzt, zu demonstrieren. Je kleiner sich einer fühlt, desto größer muss er sich aufblasen um die eigene Schwäche, die er nicht akzeptieren kann scheint, zu kompensieren. Dahinter verbergen sich immer ein geringes Selbstwertgefühl und ein Mangel an Selbstliebe.

Mögen die Motive des Schlechtmachen von Mitmenschen auch unterschiedlich sein, letztlich gibt es nur ein einziges: Menschen machen andere schlecht, um sich selbst besser zu fühlen.

Wer sich selbst wertschätzt hat nicht den Drang anderen Menschen weh zu tun, weder mit schlechten Worten, noch mit schlechten Taten, er achtet das Sosein anderer und hilft ihnen sich wertzuschätzen und sich zu entfalten.



Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte: “Höre Sokrates, das muss ich Dir erzählen!”
“Halte ein!” unterbrach ihn der Weise, “hast Du das, was Du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt ?”
“Drei Siebe?”, frage der andere voller Verwunderung. “Ja mein Freund! Lass sehen, ob das, was Du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht:
Das erste ist die Wahrheit. Hast Du alles, was Du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist ?
“Nein, ich hörte es erzählen und…”
” So, so! Aber sicher hast Du es im zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was Du mir erzählen willst gut?”
Zögernd sagte der andere: “Nein, im Gegenteil…”
“Hm…”, unterbracht ihn der Weise, “so laß uns auch das dritte Sieb noch anwenden.
Ist es notwendig, daß Du mir das erzählst?”
“Notwendig nun gerade nicht…”
” Nun,” sagte lächelnd der Weise, “wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es sein und belaste Dich und mich nicht damit. ”











Wie bitte soll da Friede sein?




Wir leben in einer Kultur der individuellen Freiheit, wie es sie in diesem Maße zuvor nie gab. Doch diese Kultur hat ihre psychologischen Tücken: Der Gemeinschaftsgedanke wir immer brüchiger, es drängt den Einzelnen in die Vereinzelung, ins eigene Ich, das immer haltloser wird, denn woran sich halten, wo nichts sicher ist in einer narzisstischen Gesellschaft, die gefangen ist in Vorstellungen wie ein erfolgreiches Leben zu sein hat. Und dieser Erfolg heißt Geld, heißt: Haben. 

Aber je mehr sich der moderne Mensch auf das Haben verlegt, desto mehr zahlt er mit Selbstverlust, sein Sein verkümmert zur funktionierenden Marionette, gehalten an den scheinbar verbindenden Fäden der Kommunikation: Smart Phone und World Wide Web. Die Folgen: Fatale Kompensationsmechanismen, Dauerdruck ohne ethisch und moralischen Zielhorizont, Narzissmus, Depression, Angst, Vereinsamung, Süchte, Mutlosigkeit, Haltlosigkeit und der schleichende Verlust der Sinnhaftigkeit des Lebens selbst. Der Mensch unserer Zeit ist erschöpft und zermürbt von sich selbst. Ihm fehlt die emotionale Kraft sich auf andere einzulassen, anderen etwas zu geben, ohne etwas dafür zu wollen. Er steckt sein Revier ab und wird zunehmend beziehungsunfähig. Er ist gefangen im Ego, wie der Prinz im Eisenofen aus dem Grimm´schen Märchen, im Inneren leer und voller Sehnsucht nach dem, was er Liebe nennt. Aber die Liebe ist tot, die Kultur der Selbstausbeutung hat sie getötet, getötet durch Gier, Machthunger, Sucht nach Anerkennung und einen Egoismus, der nicht einmal Empathie für sich selbst kennt.
Der moderne Mensch verbrennt von Innen heraus durch seinen Drang nach Selbstoptimierung und es scheint, es gibt nichts und niemanden, der ihn aus seinem Eisenofen befreien kann. Der Mangel an Liebe und der Verlust der Empathie sind die Auswüchse der zunehmenden Narzißifizierung des Individuums, welche die Begegnung mit anderen erschwert und nicht nur den inneren Raum, sondern auch den zwischenmenschlichen Raum schwächt und damit das ganze Kollektiv. Wie bitte soll da Friede unter den Menschen sein?
Der Frieden, den wir uns alle wünschen beginnt in der kleinsten Zelle. In uns selbst, in unseren Beziehungen, in unseren Familien, in unserem Kreis, den wir unsere kleine Welt nennen.
Ist er da?

Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. 

Freitag, 13. November 2015

Aus der Praxis – Angst ist ein Wegweiser




Wenn die Angst in uns gärt, macht es Sinn, uns nicht dem Partner zuzuwenden, sondern uns selbst. Nicht der Andere mit seiner Liebe kann uns heilen, denn würde er das versuchen, würden wir damit anfangen diese „heilende Liebe“ zu erwarten. Damit beginnt ein Tauschgeschäft, bei dem sich beide einander missbrauchen um und die eigenen Ängste zu kompensieren. Die eigene Angst aber bleibt und löst sich damit nicht auf.

Der einzige Weg um mit der Angst umzugehen ist ihr auf Augenhöhe zu begegnen, sich ihr zu stellen und sie zu fragen: Was willst du mir sagen? An welchen Punkt willst du mich führen?  

Alte und neue Angst gären immer dann, wenn unser Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist, wenn wir die Verbundenheit mit uns selbst verloren haben oder sie niemals hatten. Sie kommt dann, wenn das Vertrauen in uns selbst erschüttert oder verloren ist. Wer sich nicht mit sich selbst verbunden fühlt, fühlt sich getrennt von allem - das macht Angst. Diese Angst kann niemals durch einen anderen besiegt werden. Es ist unsere Aufgabe sich mit ihr auseinanderzusetzten, denn sie kommt aus uns. Sie kommt, weil sie einen Sinn hat, auch wenn wir ihr diesen Sinn nur allzu gerne absprechen, weil sie ein furchtbares Gefühl ist. Aber dieses Gefühl, gerade weil es so fruchtbar und ununterdrückbar ist, ist ein Wegweiser, der auf einen einzigen Punkt zeigt: uns selbst und das, was wir für uns selbst zu lösen haben.

Dienstag, 10. November 2015

Lots Frau

Mischtechnik auf Leinwand

Als die Engel Lot, seine Frau und seine Töchter aus der Stadt hinausführten, sagten sie: Rettet Eure Seele und schaut nicht zurück!

Lots Frau hat zurückgeschaut. Sie hat das Leid der Menschen in der Stadt gesehen.
Es war so unaushaltbar, dass das Salz ihrer Tränen sie innerlich zur Salzsäule erstarren ließ.

War es Mitgefühl, das sie hat zurückschauen lassen?
Sie hat dafür bezahlt.
Gott wollte sie schonen, aber sie hat sich selbst nicht geschont.

Gedankensplitter




a true commitment is a responsibility of the heart, mind, body, 
and soul.

Samstag, 7. November 2015

Hunger nach Liebe




manchmal braucht es einfach die liebe eines anderen um die liebe zu sich selbst wieder zu finden.
ist das wirklich wahr?

das habe ich lange geglaubt. heute weiß ich, es ist nicht wahr. wenn ich keine liebe für mich selbst spüre, kann ich sie, egal von wem ich sie bekomme, nicht in mir spüren. sich von außen füllen lassen zu wollen entspringt der schmerzhaften bedürftigkeit des verlassenen und verletzten inneren kindes. seine bedürftigkeit ist ein fass ohne boden, sein schmerz schreit nach heilung. 

aber es hilft nichts, alles was du oben hinein gießt, ganz gleich wie viel liebe, es fließt unten wieder heraus. dieses kind ist niemals satt, niemals frei von schmerz, es hungert nach der liebe, die ihm nur einer ihm geben kann - ich selbst, die erwachsene, die dieses kind in allem was es ausmacht annimmt, lieb hat und wertschätzt. fehlende selbstliebe heilt kein anderer für uns. es ist auch nicht seine aufgabe. aber ich halte viel von trost.

Absichtslosigkeit ist Absicht





zum Hören ...

https://soundcloud.com/frida-473688618/achtlosigkeit-ist-absicht

sie hatten es verloren auf dem weg den sie hatten gehen wollen, einfach verloren. aber so einfach war das nicht, denn das verlieren war kein absichtsloses. wäre es ein absichtloses gewesen hätten sie es anders betrachten können. immer wieder war da die mahnung gewesen acht zu geben, um es nicht zu verlieren.

sie sprachen darüber, sprachen über viel, zu viel. zu viel gesprochenes macht das gefühlte klein und kleiner, dachten sie dann und kein aufhören nach dem gedachten. sie hatten sich verloren in den worten, dazwischen gefühle, die schweigen wollten, nur das. aber immer wieder worte gesagt, die nicht hätten gesagt werden sollen. zerredet die nähe, zerredet mit worten. entrückt von sich selbst und vom anderen gingen sie auf glas. trittunsicher. sie fühlten wie zerbrechlich es war, dann.

absichtlos und dann doch mit absicht, den bruch gesehen, darauf hingewiesen, nicht beachtet. achtlosigkeit ist absicht. das passiert nicht einfach, es geschieht und das ist etwas anderes. das geschehen kommt nicht aus heiterem himmel wie ein es ist passiert.

zu spät vielleicht, weil es geschehen war und all die bilder wie es dazu kam, im kopf. der kopf dann laut über dem herzen, das schweigt. hätten sie doch geschwiegen, sich schweigen lassen, sich schweigend fühlen lassen. mit absicht.

Freitag, 6. November 2015

Sisyphos

In jeder Art von Entwicklung und Wachstum kann es geschehen, dass wir wie Sisyphos in der scheinbar sinnlosen Wiederholung des immer Gleichen gefangen sind. Dennoch vollzieht sich in diesen immer neuen Runden doch ein Weiterkommen. Wie in einer Art Spiralbewegung, in der die Linie immer wieder an den gleichen Punkt zurückkehrt, geht es nach vorne. Ganz gleich wie oft die Bewegung vollzogen wird, irgendwann kommt der Punkt an dem uns der Absprung gelingt und wir zu einer neuen Form finden.

Donnerstag, 5. November 2015

Liebe ist mehr als ein gutes Gefühl



Nirgendwo erfahren wir mehr über uns selbst als in unseren intimen Beziehungen. Wir lernen von den Menschen mit denen wir eng zusammleben unendlich viel über uns selbst. Sie holen das Beste aus uns heraus oder sie werfen uns auf das zurück, was es noch zu entwickeln gibt in unserem eigenen Seelenhaus. Besonders dann, wenn unsere intimen Beziehungen uns nicht das geben, was wir uns ersehnen: Liebe. Aber was ist das für ein Gefühl, Liebe? Woran erkenne ich, dass es Liebe ist?

Liebe ist mehr als ein gutes Gefühl, sie ist mehr als der Umstand, dass wir gebraucht werden oder den anderen brauchen, sie ist mehr als die Erfüllung unserer Bedürfnisse. Es ist ganz einfach: Liebe ist das innere Erleben vollkommenen Wohlbefindens. Das innere Wohlbefinden ist der Paramater an dem wir erkennen, ob das, was wir für Liebe halten, auch Liebe ist. Wenn es verletzt ist es keine Liebe, lautet der Titel eines Buches von Chuck Spezzano und er hat Recht.

Die von unseren Beziehungen ausgehenden Störungen führen zu Stagnation auf allen Ebenen unseres Lebens. Sie zeigen sich im Alltag, in der Arbeit, sie wirken sich auf unsere Beziehungen mit anderen Menschen aus und sie wirken vor allem auf uns selbst, auf unsere Psyche, unsere Seele, unseren Geist und unseren Körper. Genauso befriedigend oder unbefriedigend wie unsere intimen Beziehungen sind, wird unser Leben. Was wir im Namen der Liebe erleben, zeigt sich in allen anderen Bereichen unseres Lebens. Und erleben wir im Namen der Liebe Enttäuschung, Leid und Schmerz, legen sich Enttäuschung, Leid und Schmerz auf unser Leben wie ein großer Schatten, der langsam aber sicher alles erdrückt. Wir fühlen uns eher tot als lebendig, wir verlieren die Lebensfreude, wir verlieren am Ende uns selbst, wenn wir in einer Liebe verharren, die verletzt.

Sich lebendig zu fühlen heißt, dass wir im Gefühl der Liebe leben. Liebe ist ein Gefühl der Einheit von Herz und Kopf, ein Gefühl des des Einsseins mit uns selbst und der Welt und allem was darauf lebt. Und weil wir alle uns nach diesem Gefühl sehnen, ob bewusst oder unbewusst, streben wir nach der Liebe, die uns dieses Einssein geben soll und geraten dabei immer wieder in die Falle einer Illusion,  die sich mehr und mehr zuzieht bis wir in ihr zugrunde gehen, schaffen wir es nicht, uns daraus zu befreien.

Viele Menschen bleiben in dieser "Liebesfalle" um der Angst nicht ins Auge blicken zu müssen, die kommt wenn man gezwungen ist allein zu sein. Alleinsein ist wirklich keine schöne Aussicht und wer setzt sich dem Unschönen schon gerne aus. Also wird gehofft, dass es auf wundersame Weise besser wird mit der vermeintlichen Liebe, es wird gewartet und gehofft auf ein Wunder, das niemals geschehen wird, denn Liebe lässt sich nicht erhoffen. Was ein Mal, zwei Mal, drei Mal verletzt hat und weh tat, wird immer wieder weh tun, aber es wird weiter gehofft auf dass man irgendwann glücklich wird. Es wird nicht sein.

Wo kein freudiges Miteinander, kein Reichtum an wahren Gefühlen, keine Fülle an Achtung und Wertschätzung, wo keine Begeisterung für das Leben, keine Leidenschaft und keine Kreativität, kein Vertrauen und keine Rücksicht, keine Zärtlichkeit und kein tiefes Verstehen ist, wo all das nicht ist, ist keine Liebe - da ist Beziehung und zwar eine ungesunde.

Wo all das in unseren Beziehungen nicht ist, ist es nicht in uns und wenn es nicht in uns ist, wird es uns auch nicht begegnen. Und weil es nicht in uns ist gehen wir Beziehungen ein um es im anderen zu finden. Wir finden es nicht, wir finden es solange nicht, bis wir begreifen, in vollem Gewahrsein begreifen, dass wir in der Liebe nur das finden, was wir selbst mitbringen. Wir sind die Liebe, die wir suchen, doch solange wir Liebe nicht in uns selbst haben, solange wir nicht in tiefer Harmonie mit uns selbst sind, wird die Liebe uns nicht finden und die Leere, der Schmerz und das Leid werden immer größer. 

Montag, 2. November 2015

Achtsam

 
 
 
Wenn wir beginnen achtsam zu sein, wenn wir beginnen uns zu beobachten beginnen wir uns zu verändern. Das bedeutet eine neue Qualität tritt in unser Leben - Bewusstsein.  
Und das ist mehr als im Jetzt sein, es bedeutet beobachtend im Jetzt zu sein. Uns selbst zuzuschauen und nicht ständig den Blick auf andere zu werfen, denn dann sind wir nur am Reagieren auf anderes. Achtsam mit uns selbst sein ist heilsam. Dazu müssen wir nicht unbedingt meditieren, auch wenn das der ideale Weg ist, um auf Dauer zu gesunden. Achtsamkeit ist immer und überall anzuwenden, sogar dann, wenn wir wieder einmal im Stress sind. Schon das bewusste Wahrnehmen dessen, was gerade ist, egal welche Qualität es hat, heißt Achtsamkeit üben, heißt bewusst mitzubekommen was gerade geschieht und zwar in und mit uns. 

Und wie es so schön heißt - der Beobachter verändert das Beobachtete. Denn: Wer wird sich auf Dauer stressen, wenn er sich selbst bei seiner Hatz im Hamsterrad beobachtet? Irgendwann wird auch der Veränderungsresistenteste begreifen - gut tut mir das nicht, und dann langsamer und damit achtsamer mit sich selbst umgehen. 
Veränderung ist ein Prozess und der beginnt da, wo wir beginnen wahrzunehmen, was wir verändern sollten, um mit uns selbst milder umzugehen, trotz und mit der Erinnerung. Es ist gut, sich daran zu erinnern.