Mittwoch, 30. April 2014

AUS DER PRAXIS – WORKSHOP



WENDEKREIS

am 7. Mai 2014 zu diesem Thema: 
Hör endlich auf, Ja zu sagen, wo du Nein meinst! 
Wie es dir gelingt, dich besser abzugrenzen.

Sich abgrenzen zu können ist wichtig.
Wer sich nicht abgrenzen kann, ist emotional ausbeutbar. Er lebt für ein um – um anderen zu gefallen, um es anderen Recht zu machen, um geliebt oder um anerkannt zu werden. Vor lauter ums, tappt er dabei in die Falle der Selbstausbeutung. 
Auf Dauer brennt das aus.
Obwohl wir es alle wissen, fällt uns ein Nein schwer, auch da, wo es die Wahrheit wäre. 

Was ist der Grund, warum ich mich so schlecht abgrenzen kann –  und wie lerne ich diese selbstschädigende Gewohnheit nach und nach abzulegen?

Wir treffen uns um 19.30 Uhr in der Praxis, Am Römertor 6 in Wiesbaden

Teilnahme an der Gruppe pro Person und Abend: 20 Euro
Für Getränke ist gesorgt.

ANMELDUNG ERFORDERLICH  unter 0611.7118870 oder mobil 0171.9322364 
oder per E-Mail an: aw@wende-praxis.de


Montag, 28. April 2014

ein stück freiheit





es gibt uns ein großes stück freiheit, wenn wir fühlen, dass wir etwas selbst aktiv gestalten können, wenn wir erfahren, dass wir etwas selber machen, weil wir es können und weil es geht.

Samstag, 26. April 2014

Vom Töten der Träume




was ist es, dass wir nicht wagen, unsere träume ernst zu nehmen, sie anzunehmen als ausdruck unseres innersten wesens. schmerzlich zu sehen, wie wir unsere träume opfern für scheinbar wichtiges, sie aussperren aus unserer welt, aus angst über uns selbst hinauszuwachsen. wie viel einfacher scheint es, das träumen abzutöten. 

die resignation hat die herrschaft und lässt ihre schafe auf der grünen wiese verhungern. 

es ist das kopfschüttelnde "geht nicht", das unsere träume zerstört, kaum das sie ausgesprochen, von denen, die sich der sicherheit in die hände gaben, lange schon.

wie müde es macht mit der zeit, wie schwer den traum zu halten, der unerfüllt sich in eintönigkeit wandelt. was bleibt, ein ewiges immer gleiches vom immer gleichen. sie sind tot, die träume derer, die sie der sicherheit geopfert haben, die uns erzogen haben in ihrem sinne zu ihresgleichen.

lange hält der träumer fest, fühlt – schon im festhalten liegt anstrengung. im rennen gegen die barrikaden des vernünftigen verbraucht sich kraft. er gleitet daran ab, wieder und wieder. lange gibt er nicht auf, immer neue versuche, sie sind es doch wert.
am ende scheitert selbst er an der notwendigkeit, die überleben heißt, im kosmos des normalen.

dann das gefühl es satt zu haben, der zweifel am leben, der so schmerzhaft ist wie das nein des gelernten. das kämpfen für den traum wird zum albtraum. lebensüberdruss füllt den raum des möglichen, erstickt ihn mit schwerer decke, atmen wird zur anstrengung. wo die leidenschaft war wächst der ekel gegen das "was nicht sein kann, darf nicht sein. er ist größer als die wut, die noch leidenschaft in sich trägt, der ekel gegen dieses, "es ist wie es ist und pass dich an, träume sind schäume". 

die schaumkrone auf dem meer der sehnsucht bäumt sich auf und ertränkt den willen.

es ist wie es sein soll, wie man es uns beigebracht hat, von klein auf. 
und dann, was dann?

ausgegrenzt.

im eigenen kosmos der enttäuschung über die ohnmacht des selbst ist der träumer allein, im tiefsten allein.


"das herz ist ein einsamer jäger"



so müde vom vielen
so voller sehnsucht nach mehr 
so fremd im fremden
so fremd im eigenen
so allein mit sich selbst
so unteilbar im ganzen

herz, was bist du zerrisssen

Donnerstag, 24. April 2014

wie fühlt es sich an?




wie fühlt sich dein leben an?

magst du es?
passt es zu dir?
erscheint es dir gut und richtig?
bist du zufrieden?
liebst du dein leben?

ja?

so fühlt es sich an, wenn du auf dem richtigen weg bist.

Dienstag, 22. April 2014

Aus der Praxis – Psychohygiene


Wenn du bewusst positiv denken willst, in deinem tiefsten Unterbewussten aber von etwas ganz anderem überzeugt bist, wird dir das Positive nicht begegnen, sondern vielmehr das, wovon du unbewusst überzeugt bist.

Glaube versetzt Berge.
Fragt sich nur welcher Glaube? Der, den du denken willst oder der, der dich denkt. 

So gesehen stimmt das mit der Kraft der Gedanken. Du erfährst im Leben, was du von dir selbst denkst und woran du im tiefsten Unbewussten glaubst - das Schicksal außen vor gelassen. Was mit enormer Energie im Außen wirkt und wie ein Bumerang zu dir zurückkommt, sind deine unbewussten Überzeugungen. Die Glaubensmuster, die tief in dir verankert sind, suchen sich resonante Erfahrung um sich selbst zu bestätigen und sich zu erfüllen.

Darum ist es so wichtig Psychohygiene zu betreiben. Das bedeutet nachzuspüren, was du wirklich fühlst, wie es sich anfühlt, dein Leben, das du zu diesem Zeitpunkt führst -  mit dem Ziel dir deiner Selbst bewusster zu werden.

Montag, 21. April 2014

Gedankensplitter






Liebe ist nicht der Grund auf dem Beziehungen wachsen und bestehen bleiben.
Es ist keine Frage der Liebe ob Beziehungen von Dauer sind.
Liebe allein genügt nicht, auch wenn wir das gerne glauben möchten. Entscheidend dafür, ob eine Beziehung zwei Menschen dauerhaft trägt ist, dass sie etwas verbindet, etwas das größer ist als sie selbst  - eine gemeinsame Aufgabe, eine Aufgabe, die über das jeweilige Ich hinausgeht. Wie Antoine de Saint Exupéry schrieb: "Liebe besteht nicht darin, dass man einander anschaut, sondern, dass man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt."
Jede Beziehung braucht einen inneren Sinn, der sie zusammenhält und erfüllt.
Nur durch eine gemeinsame Aufgabe werden ein Ich und ein Du zu einem Wir.


Sonntag, 20. April 2014

Aus der Praxis - Auferstehen, oder wie wir innere Krisen als Chance nutzen





Manchmal wird alles zu viel, wir fühlen uns ständig unruhig, gereizt und kraftlos. Wir haben unsere innere Balance verloren. Unsere Seele und unser Körper stehen auf Daueralarm. Unsere Welt ist nicht mehr in Ordnung. Wir stecken in einer inneren Krise. Spätestens jetzt realisieren wir - wenn wir so weitermachen wie bisher verlieren wir uns, wir erkennen - der ganz normale Wahnsinn lässt sich nicht mehr aufrecht erhalten, weil unsere Kraft nicht mehr ausreicht unsere Gefühle zu unterdrücken und gleichzeitig so weiter zu machen wie bisher.

Aber anstatt zu sagen, wie es uns geht und aufzuhören zu tun, was schon lange nicht mehr geht, versuchen wir durchzuhalten. Wir funktionieren, wir unterwerfen uns Sachzwängen, wir beschweren unseren Kopf mit Unerfreulichem, das nicht das Unsere ist, wir beschäftigen uns mit Sorgen und Problemen, die nicht unsere sind, wir helfen da, wo andere nach Hilfe schreien, anstatt uns endlich selbst zu helfen - wir verschenken unsere Zeit und unsere Kraft, anstatt uns selbst Zeit und Kraft zu schenken.

Wir ahnen, dass das nicht mehr lange gut geht und machen weiter, in altbekannter Manier, all das, was von uns erwartet wird und am Ende sind wir vor lauter Sorgen um und für das Wohl anderer so weit, dass wir unsere persönlichen Bedürfnisse nicht einmal mehr wahrnehmen. Wir sind nah an den Dingen im Außen, die zu tun sind, so nah an den gefühlten oder echten Erwartungen anderer und so weit weg von uns selbst, dass wir nicht einmal mehr wissen, wer wir eigentlich sind, wir sind fremdgesteuert wie ein Roboter, der nur einen Zweck zu erfüllen hat – er muss funktionieren.

Das kostet immense Kraft. Und es kostet noch viel mehr Kraft, die wir aufwenden müssen um uns zusammenzureißen, um nicht zu sagen, was mit uns los ist, uns nicht einfach gehen zu lassen und das zu tun, was unsere Seele und unser Körper uns sagt  – nämlich aufzustehen und uns selbst und den Anderen zu sagen: So nicht mehr!

Wer seine ganze Kraft ins Außen gießt ist irgendwann Innen leer. So leer, dass das Leben alle Freude verloren hat. Wenn wir in diesem Zustand sind ist eins passiert: Wir haben unser Herz an andere verfüttert und wir selbst haben keins mehr – wir haben kein Herz mehr für uns.

Wenn wir das erkennen stecken wir längst in einer persönlichen Krise. Und das ist gut so – denn in Wahrheit stehen wir vor einer Chance. Im Chinesischen bedeutet das Wort Krise nämlich nicht nur „schwierige Situation“ sondern Wende und Chance.

In der Tat ist die Krise die Chance den Teil in unserem Leben in Ordnung zu bringen, der nicht mehr gut ist, nicht mehr stimmig ist, mit dem, was wir uns vom Leben wünschen. Was das ist können wir aber erst dann herausfinden, wenn wir uns Zeit nehmen diesen Teil oder diesen Umstand zu suchen. Das bedeutet zunächst einmal: anstatt anderen unsere Zeit zu schenken, uns selbst Zeit zu schenken. Wir müssen uns Zeit schenken um uns anzuschauen was uns in die Krise geführt hat, erst dann können wir beginnen unseren inneren Wertekatalog zu überprüfen und zu entrümpeln.
Wir wissen das im Grunde – aber unser Gewissen steht uns dabei im Wege, wenn es um die Umsetzung geht. Das sagt nämlich: Das darfst du nicht, das ist egoistisch, du kannst dich nicht aus deiner Verantwortung ziehen. Und immer dann, wenn das Wort Verantwortung auftaucht, geht es unserem Gewissen um die Verantwortung anderen gegenüber.

Und was, könnten wir unser Gewissen fragen, ist mit der Verantwortung für mich selbst und mein Leben?

Von Kind an wird uns Verantwortung beigebracht und sie hat immer mit dem Wohlergehen derer zu tun, die sie uns beibringen: „Wenn du wütend bist macht das die Mama traurig“, „wenn du schlechte Noten heimbringst ist der Papa enttäuscht“, „wenn du zu wild und zu wagemutig bist, hat die Mama Angst“, „wenn du nicht brav bist, ist der Lehrer böse“, „wenn du nicht mit zu Omas Geburtstag fährst ist die Oma traurig“, „wenn du keinen ordentlichen Schulabschluss machst, liegst du uns auf der Tasche“, und, und, und.

Das sind alles Verantwortungen, die uns überantwortet werden und jede davon ist gut für die Erwartungen, Wünsche und Befindlichkeiten der Anderen. Niemals wird uns das Wesentliche beigebracht – die Verantwortung für uns selbst und unsere Erwartungen, Wünsche und Befindlichkeiten. Kein Wunder, dass wir gegen dieses konditionierte Gewissen nicht so einfach ankommen. 

Irgendwann sollte es reichen. 

Es reicht aber nicht, die Meisten von uns haben einen ziemlich breiten Buckel auf den diese Konditionierungen immer wieder ungehemmt reintreten können, sobald wir uns erheben wollen. Bis es wirklich reicht, bis es nur noch weh tut, bis die gesunde Wut hochkommt, denn leider muss es oft so weit kommen, bis wir etwas verändern, was uns schadet. Der Emotionszustand Wut ist ein wunderbarer Antreiber, der dann auftaucht, wenn alle anderen inneren Warnungen ungehört blieben, er setzt Kräfte frei und damit kann er einen Veränderungsprozess ins Rollen bringen. Mit der Wut durchbrechen wir das Muster der Zurückhaltung und werden endlich aktiv. Wir nutzen ihre Kraft um uns die Kraft zurückzuholen, die wir verschwendet haben mit unserem ewigen Verantwortungsdenken- und fühlen. Die Wut sagt: Genug ist genug. Und sie sagt: Du hast genug geschluckt. Es ist Zeit das auszuspucken, was dein Leben vergiftet. Darüber hinaus kann die Wut kreative Ideen bringen. Sie zwingt uns nämlich dazu, nach Lösungen für ein Problem zu suchen, die wir vorher nicht gesehen haben. „Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht“, wusste schon Goethe.

Die Wut sagt: Zeit für eine Wende. Schluss mit der Selbstunterdrückung. Drück dich aus! Und das heißt nichts anderes als das in unserer Welt in Ordnung zu bringen, was wir verändern können und das sind nicht die anderen, das sind einzig und allein wir selbst. 

Es bedeutet aufzuhören die anderen zu bekehren zu versuchen, aufzuhören nach Verständnis zu suchen, aufzuhören auf Ratschläge zu hören, die von anderen kommen und aufzuhören auf die Einsicht anderer zu hoffen. All das wird nicht passieren, denn wir haben keine Macht über das Verhalten, das Denken oder das Fühlen anderer. Das Einzige was wir verändern können sind wir selbst. Wir können uns erheben, aufstehen und auferstehen wie Jesus nach der tiefen Nacht der Seele, ja sagen zu uns selbst und endlich anfangen es für uns stimmig zu machen – und das heißt herauszufinden und zu tun, was wir wirklich wollen.
Das Herausfinden wird dauern. Es dauert bis wir all den Ballast aus unserem Inneren entfernt haben, den wir aufgenommen haben, von anderen und aus unserer Biografie heraus. Das ist kein leichtes Werk. Aber es ist ein kreatives Werk, das mit der Zerstörung beginnt, nämlich mit der Zerstörung alles Alten, Überholten, Schädigenden, das uns in die Krise geritten hat.
Wenn wir das getan haben, bleibt vielleicht erst einmal ein tiefes Loch. 

Wenn alles abfällt was wir für unser Leben hielten ist da erst mal offensichtlich nichts mehr, außer Leere. Aber genau dazu ist diese Leere da – um sie zu füllen, um etwas zu erschaffen, was sie füllt und zwar aus uns selbst heraus. 
Der Rückzug auf den Punkt unserer inneren Ruhe bewahrt uns vor den unnötigen Problemen im Außen und lässt das wachsen, was wir zur Bewältigung der Krise brauchen: Selbstvertrauen.
Es wird eine Weile still werden um uns herum, es wird vielleicht eine große Angst hochsteigen, aber es wird auch etwas sehr Nützliches geschehen – wir beginnen in dieser Stille zu horchen, auf alles, was es da unten in diesem Loch gibt und das wird uns erst einmal sagen: Lass dir einfach mal Zeit zu suchen. Lass dir Zeit, den eigenen Weg zu entdecken und herauszufinden, was du wirklich brauchst, lass dir Zeit zu erforschen, welche Dinge und Gefühle in deinem Leben fehlen und was dich glücklich machen würde.
Dabei ist es ganz wichtig, dass wir uns nicht selbst täuschen, dass wir überlegen, ob es wirklich realistische Wünsche sind, die wir haben, oder ob wir uns von einem Bild blenden lassen, das vielleicht gar nicht mit unserer eigenen Realität übereinstimmt. Erst wenn wir das wirklich wissen, macht es Sinn Neues zu beginnen und konkret zu überlegen wie wir uns unsere Wünsche erfüllen können.

Der Schlüssel liegt in unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten.

Er liegt da, wo wir uns den Raum geben, uns mit unserer Freude zu verbinden, der Freude an den Dingen, die wir lieben. Man lebt gut, wenn man tut, was man tun will. Man lebt gut, wenn man liebt was man tut. Und was wir lieben ist meistens genau das, wofür wir begabt sind. Nur die Liebe gibt uns den Antrieb eine Sache zu verfolgen, um diese Begabung zu entwickeln – das ist so in der Kunst und das ist so in der Lebenskunst. Erst wenn aller fremde Ballast abgefallen ist, wissen wir was wir wollen, wenn die Fremdbestimmung aufhört, fangen wir an selbst zu bestimmen. Ich bin mir sicher, wir wissen alle was wir wollen, wir haben nur Angst es zu wollen.

Aber was für einen Sinn macht es, sein Leben nicht zu leben zu versuchen, aus Angst es könnte doch schief gehen und statt dessen in einer selbstschädigenden Schieflage liegen zu bleiben, nur weil sie vertraut ist? Es macht keinen Sinn. Es führt in die Sinnkrise.


Nachtrag
Eine psychologische Studie an der Harvard University ergab:
Was Menschen glücklich macht ist nicht Geld, Erfolg oder Beziehungen.
Was glückliche Menschen ausmacht sind zwei Dinge: Sie wissen was sie wollen und sind dabei es zu verwirklichen.
Das macht das Leben stimmig – wenn wir genau auf das ausgerichtet sind, was wir lieben.

Mittwoch, 16. April 2014

AUS DER PRAXIS - Wut ist Treibstoff





Wenn wir über alle Maßen wütend sind ist das ein sehr inhaltsschwerer Ausdruck: Wir haben das Gefühl für unsere wahren Maße, unsere Größe, unsere Kraft und unsere Macht verloren, wir erleben uns als klein, schwach und nichtig. Wir fühlen uns ohnmächtig.

Die Wurzel aller Wut ist das Gefühl von Ohnmacht.

Ohnmacht hat viele Gesichter. Alle sind unschön und bedrückend und wir unterdrücken die Ohnmacht, sobald wir sie fühlen oder wir flüchten vor diesem schwer aushaltbaren Gefühl. Wir konsumieren Dinge, die wir nicht brauchen, wir tätigen Frustkäufe, stopfen zu viel Essen in uns hinein, trinken zu viel Alkohol, kiffen, rauchen und all das wohl wissend, dass es unsere körperliche und seelische Gesundheit schädigt. Wir ruinieren unser Hirn, unser Herz und unsere Seele, um die unguten Gefühle, die hochkommen wollen, zu unterdrücken, um sie nicht fühlen zu müssen. Das gesamte Repertoire des Ausagierens unserer Abwehr in Form von suchtgleichen Handlungen steht unter dem unbewussten Motto: Bloß nicht wieder ohnmächtig sein!

Immer wenn wir uns ohnmächtig fühlen sind wir in Wahrheit „mächtig“ vor Wut, wir haben nur noch nicht erkannt wie wir sie, anstatt sie nach Innen zu drücken, und durch Substanzen oder wenig hilfreiches Verhalten, ins Außen fließen zu lassen, als kreativen Treibstoff sinnvoll und effektiv für uns nutzen zu können.

Wut, die an uns nagt, ist die Wut über unsere eigene Ohnmacht.

Und wir bleiben solange in der Ohnmacht stecken, bis wir nicht für uns selbst eintreten. Wut dagegen fordert uns auf vorzutreten, uns ernst zu nehmen, unsere Gefühle zuzulassen, uns auszudrücken und so groß und stark zu werden, wie wir es sind.

Wie oft hassen wir uns selbst für unsere Unfähigkeit Klartext zu reden, auszusprechen was wirklich ist, wie oft schämen wir uns vor uns selbst, dafür, dass wir nicht endlich sagen, was wir wirklich denken, nicht tun, was wir wirklich wollen und ständig tun, was andere von uns wollen. Stattdessen kompensieren wir, lenken uns ab oder tun sogar so, als sei alles in Ordnung.
Wenn wir auf jemanden wütend sind, wenn wir auf eine Situation wütend sind, ist das ein Zeichen. Es zeigt auf uns selbst, es be"deutet": Wir lassen etwas zu, obwohl wir genau spüren - wir sollten uns wehren, wir sollten handeln und der eigenen Wahrheit eine kraftvolle Stimme geben. Wir wählen Ohnmacht.

Wenn wir uns darüber aufregen, dass ein anderer uns nicht achtet, nicht ernst nimmt und uns verletzt, klagen wir im Grunde darüber, dass wir das selbst nicht tun, dass wir uns nicht genug achten, dass wir uns selbst nicht ernst nehmen. Wir wählen Ohnmacht.
Wir alle haben als Kind auf mehr oder weniger massive Weise Ohnmacht erlebt und in vielen von uns steckt es noch, dieses Gefühl aus Kindertagen, in denen wir auf Gedeih und Verderb den Erwachsenen ausgeliefert waren.

Während der Entwicklung auf der emotionalen Ebene haben wir als Kind emotionale Bedürfnisse. Das Bedürfnis nach emotionaler Bindung ist groß, so groß, dass wir als Kind alles nehmen, was wir bekommen: Im besten Falle Liebe, Wärme und Geborgenheit; im schlimmsten Falle Misshandlungen oder Missbrauch. Letzteres sind Ohnmachtserfahrungen die uns ein Leben lang unbewusst beeinflussen. Ohnmacht, das ist der totale Kontrollverlust, die absolute Starre, die sich einbrennt in jeder Faser. Das greift tief und bleibt stecken, tief in der Seele, bis hinein ins Erwachsenenleben.
Wer massive Ohnmachtserfahrungen gemacht hat, will als Erwachsener in die Macht und er wird immer ein Thema mit Kontrolle haben. Je massiver der Kontrollverlust empfunden wurde, desto stärker ist die Angst die Kontrolle wieder zu verlieren, also kontrollieren wir - auch die Wut, die in der Ohnmacht steckt - und lassen sie nicht heraus.

Es kann uns keiner wütend machen wenn wir mit uns selbst im Reinen sind. Und dazu gehört eben auch die alten Ohnmachtserfahrungen anzuschauen und sie zu bereinigen.

Solange wir uns selbst nicht die Wertschätzung, die Achtung und die Liebe geben, die wir so dringend brauchen, sind wir angreifbar. Wenn wir nicht selbst für uns handeln, handeln andere für uns. Wir werden zum Spielball, den andere hin und her werfen, anstatt den Ball selbst zu werfen. So wie als Kind. Wir erfahren im Außen das, was wir von uns selbst denken, denn so wie wir über uns denken, so werden wir uns fühlen, so geben wir uns. So wie wir über uns selbst denken, behandeln wir uns – und dann wundern wir uns, warum die anderen uns genauso behandeln.
Wenn wir unsagbar wütend sind, ist etwas „ungesagt".

Wir sagen nicht was wir denken, wir sagen nicht, was wir wollen und was wir fühlen. Wir ergreifen nicht die Macht der Worte um das Auszusprechen, was raus will. Wir erfahren keine Selbstwirksamkeit.

Wo innen keine Wut ist kann sie von außen nicht entzündet werden.

Ein Mensch der mit sich im Reinen ist, der selbstbestimmt und selbstwirksam lebt, ein Mensch, der in der eigenen Macht ist, empfindet keine Wut. Darum ist es so heilsam unsere Wut zu fühlen, sie fühlen zu dürfen und sie auszudrücken, um an die wahren Gefühle heranzukommen, die sich hinter der Wut verstecken. Erst wenn die Wut gefühlt wird, nehmen wir uns selbst ernst und erst dann nehmen wahr, was wir versäumt haben für uns zu tun. Ja, wir für uns, denn die, die uns ohnmächtig gemacht haben, werden nichts für uns tun, sei es, weil sie sich dessen nicht bewusst sind oder weil sie es einfach nicht können oder wollen. Und das macht oft noch wütender und noch ohnmächtiger.

Solange wir die Wut verleugnen, anstatt sie anzunehmen und ja zu ihr zu sagen, ihr zuzuhören was sie uns wirklich sagen will, riskieren wir, dass wir in der Ohnmacht festsitzen - wir sind blockiert für das, was fließen will - nämlich Energie, unsere Lebensenergie. Wut will gefühlt werden wie alle unsere anderen Gefühle auch – sie ruft uns auf in unsere Kraft zu kommen von der wir oft nicht einmal wissen, dass wir sie haben. Die Ohnmacht bindet Kraft.

Wut ist Energie, kraftvolle Energie, die in die richtigen Bahnen geleitet, dazu führt, dass wir aus der Opferrolle aussteigen. Wir sind dann nicht mehr länger Opfer unserer ohnmächtigen Wut, sondern wir suchen nach einer Lösung für das, was verändert werden will, wir fragen uns: Was kann ich für mich tun, damit ich diese Wut nicht mehr brauche? Der Weg ist das Anerkennen der Ohnmacht, erst mal. In sie müssen wir hineinspüren bis es weh tut. Dann erst kann es gelingen den Knoten, der uns innerlich verschließt, zu lösen.

Sie darf sein, die Wut. Und nein, sie ist nichts Schlechtes, wenn wir bewusst in sie hineingehen für uns, in uns, sie zulassen, sie wandeln in die Kraft, die uns wieder selbstmächtig macht. Dann ist Wut gewandelt in eine Quelle kreativen Treibstoffs.