Donnerstag, 31. Oktober 2013

Tribute to Gottfried Benn

Am
gefährlichsten
sind
die
Leute
mit
dem
bisschen
Grips,
die
sich
berufen
fühlen,
die
Maßstäbe
zu 
stiften
und
anzulegen.
Soweit
es
bei
ihnen
langt -
länger
darf
es
bei
niemandem
langen.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Der Flügelschlag eines Schmetterlings - Neue Werke von Cyrus Overbeck


Es war einmal ..., so beginnen Märchen.
Das Wunderbare an den Märchen ist, dass wir – ob als Kind oder als Erwachsener – Geborgenheit in ihnen finden und das seltsamerweise, obwohl jedes Märchen immer auch etwas Grausames und zutiefst Dunkles in sich trägt. Märchen beherrschen die Kunst, die Polaritäten und Gegensätze unserer menschlichen Existenz zusammenzufügen, sie eins werden zu lassen, untrennbar miteinander verbunden und einander bedingend. Intuitiv verstehen wir im Märchen die elementaren Gesetzmäßigkeiten des Lebens. Wir fürchten uns nicht, weil uns alles selbstverständlich erscheint und weil wir wissen, dass jeder Märchenheld, jede Figur, egal ob Hexe, Magier, böse oder gute Fee, ihre ureigene Funktion erfüllt. Im Märchen begreifen wir das Ganze. Wir lauschen fasziniert, und unserer Innerstes weiß: Ja so ist es, bis dass der Tod sie scheidet oder ... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Märchen sind tröstlich, denn am Ende siegt die Kraft der Liebe und das schenkt uns Zuversicht.


Vielleicht wäre Cyrus Overbeck Märchenerzähler geworden, wäre er nicht ein Maler. Seine Werke tragen dieses Märchenhafte in sich. Sie erzählen von Licht und Schatten, von Gut und Böse, von Schönheit und Vergänglichkeit, von Freude und Leid, von Liebe und Tod, von Vanitas, Eros und Thanatos – und immer ist alles eins.

Wie der Magier im Märchen jongliert er mit den großen Themen der menschlichen Existenz, eulenspiegelhaft und mit der Leichtigkeit des Schlages zarter Schmetterlingsflügel, sich der Gefahr der Verletzung bewusst, die beginnt, sobald der schützende Kokon schmerzhaft durchbrochen wird und das eintritt, was Leben ist. Der Magier kennt die Gesetze der Dualität, er weiß, dass sein Geist Materie erschaffen kann, er arbeitet mit Affirmationen, Allegorien und Symbolen, er ordnet sich den kosmischen Gesetzen unter und ist permanent auf der Suche nach Vervollkommnung. Er tut seine magische Arbeit mit dem Bewusstsein: Es geht um die Kunst, die irdische Existenz sinnvoll zu gestalten und die ureigenen Potenziale zu entfalten. Er weiß um die Macht der bedingungslosen Liebe, und er weiß auch, die Liebe bewahrt nicht vor Leid, uns selbst nicht und die, die wir lieben nicht, und dennoch ist sie die stärkste Kraft.


Getragen von der Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe ist Overbecks Schaffensdrang ungebrochen. In jedem Bild, in jeder Plastik seines neuen Œuvres folgen wir der Textur des magischen roten Fadens, der sich durch das Gesamtwerk zieht und in der Zwei- und Dreidimensionalität immer wieder neu Gestalt annimmt: eine vibrierende duale Schwingung von überbordender Lebenslust und tiefer Melancholie, geboren aus dem Bewusstsein, jeder ist allein und aus der Erkenntnis, dass allein die Liebe uns heilen kann. Die zutiefst menschliche Sehnsucht nach dem Einssein mit allem, um das Gefühl des Getrenntseins zu überwinden, manifestiert sich Zeichen gleich auf Leinwänden, in Holzschnitten, in bezaubernden, kleinen Farbradierungen und in barock anmutenden skulpturalen Kompositionen, deren eindringliche Energie auf den Betrachter wirkt und ihn dort abholt, wo der moderne Mensch steht – erschöpft und leer von der Sattheit seiner Welt, müde und depressiv von der Leistungsgesellschaft, die ihm gnadenlose Selbstausbeutung abfordert, innerlich verlassen auf der Suche nach dem, was ihn von innen hält.


Der moderne Mensch liest keine Märchen mehr, er findet kaum mehr Geborgenheit, weder in den alten Mythen, noch in sich selbst. Er leidet still an seiner unstillbaren Sehnsucht nach Liebe. In seiner Welt herrscht das Verbot der Leidenschaft und des Eros. Damit verträgt sich das Leistungsprinzip einer vom Habenwollen beherrschten Gesellschaft nicht. Der Zugang zur Liebe und der damit einhergehenden Verletzung ist ihm versperrt. Eros ist zur bloßen Erotik, zum Konsumgut, zur selbstbezogenen Genussoption verkommen, zu einer seelenlosen Begierde, die Geborgenheit per se ausschließt.

Cyrus Overbeck spürt die Vibrationen des Zeitgeistes, und er leidet daran. Mit seinen Werken hält er dem Betrachter die Agonie seines Daseins vor wie einen Spiegel, in dem dieser sich in der individuellen und kollektiven Blutleere erkennen kann, um zu reflektieren und nachzuspüren, was ist und was sein könnte. Vielleicht trägt der künstlerische Gärprozess in der Einsamkeit des Ateliers dazu bei, vielleicht ist es die tief in der Biografie des Sohnes einer Deutschen und eines Persers verwurzelte melancholische Verstimmung, vielleicht ist es die mit einer viel zu dünnen Membran umkleidete Empathie, die diesen Großen unter den Gegenwartskünstlern spüren und kreieren lässt, was uns alle angeht und berührt.


Overbecks neue Arbeiten sind Allegorien archetypischer Seelenlandschaften. Damit erfüllt er eine klassische Aufgabe, die Kunst einnehmen kann. Die hochkomplexe Bildsprache ist übervoll von existenziellen Fragen und zutiefst menschlichen Sehnsüchten, die nach Antworten, Ausdruck und Erfüllung streben. Variationsreich, experimentierfreudig und getragen von einer nach Schönheit strebenden meisterlich beherrschten Formsprache zeigt sie sich auf den Tableaus expressiver großformatiger Ölgemälde, in zarten poetischen Radierungen und in den in Bronze gegossenen Skulpturen. Im Spannungsverhältnis aus Nähe und Distanz, aus Anziehung und Abstoßung schauen wir die Plastiken, die wie skulpturale Collagen aus Versatzstücken von Kunst- und Popkultur anmuten. Formale Anleihen aus der Kunstgeschichte werden übernommen, zitiert und mit archetypischen Symbolen kombiniert, die neue Allegorien schaffen und existenzielle Fragen aufwerfen.

Der Torso, um dessen Hals das Statussymbol der Fliege gezurrt ist, die Schärpe, die souverän um die perfekte Männerhüfte gebunden ist, so hinterfragt Overbeck das überhöhte Schönheitsideal unserer Zeit und bricht es. Er setzt ihm den Totenschädel als Metapher für Vanitas und Vergänglichkeit auf. Das erinnert an die klassische Vanitas-Kunst, an die, den Augenreiz kitzelnden, überbordenden Stillleben mit ihren prallen Früchten, Figuren und Blumen, die auf den ersten Blick verlockend erscheinen und auf den zweiten Blick vom Verfall gekennzeichnet sind. Leise klingt Andreas Gryphius Gedicht „Es ist alles eitel“ an. Eitel, das einer leblosen Bakelitpuppe ähnelnde Rosenköpfchen, eitel, die ins Gebet versunkene Madonna mit den alternden Händen und den Narben der Trauer im schönen Gesicht, eitel, der weibliche Akt, dem silberne Rosen aus dem schlanken Hals wachsen – eitel im Sinne von Vanitas, dem leeren Schein, der Nichtigkeit und der Vergeblichkeit alles Irdischen. 

Eitel strebt jede einzelne Figur dem ultimativen Vanitas-Symbol entgegen, dem mit Sterlingsilber galvanisierten Overbeckschen Totenschädel. Könnten wir sie sprechen hören, so klänge es im Chor: „Das Leben ist nur dort, wo der Tod ist, mit dem Geborenwerden beginnt das Sterben, Eros und Thanatos sind untrennbar eins, der ewige Zyklus des Lebens ist schön und grausig zugleich.“ Eine ungemütliche Wahrheit, die uns da anspringt. Provokant, lakonisch, ohne jede Dogmatik und mit Vorliebe auf dekorative Weise bestückt Overbeck seine Protagonisten mit Rosen, dem Symbol für die Liebe im Sinne des platonischen Eros, der den Charakter einer kosmischen Kraft in sich trägt, die den Fortbestand allen Lebens ermöglicht. Von dieser kosmischen Kraft, die sich nicht mit der erotischen Begierde begnügt, sondern weitaus mehr zu erfassen sucht, nämlich das Gewahrsein, dass die Sehnsucht nach Liebe letztlich nicht einem Individuum als solchem gilt, sondern etwas Höherem, das in jedem Menschen, in allem Lebendigen verkörpert ist, erzählen Overbecks Werke.


Für manch einen mag das klingen wie ein Märchen. Und die sind nicht mehr zeitgemäß. Diese Gesellschaft schafft alles ab, was dem Begehren des Abwesenden gilt, nicht in Suchmaschinen gefunden und nicht sofort konsumiert werden kann. Wie also seelische Schönheit, die von den Sinnesobjekten zu den geistigen Idealen und Ideen führt und schlussendlich zu Agape, der allumfassenden göttlichen Liebe, die mit der Liebe zu uns selbst als Geschöpf des Schöpfers beginnt, überhaupt begreifen? Wie Geborgenheit finden in der Leere einer seelenlosen äußeren Fülle? Der Weg zur Erkenntnis ist schmerzvoll. Das ist die Weisheit, die in allen Märchen verborgen liegt. Der Weg zum zufriedenen Konsumenten ist leicht, denn jede Form von Negativität wird im positivistischen Zeitgeistdenken ausgeblendet. Das ist das Märchen der Moderne.


Der Weg des Helden im Märchen unserer Ahnen aber führt über die Transformation. Davon sprechen die zarten Flügel der Schmetterlinge, die Overbeck in seinen Gemälden, Holzschnitten und Farbradierungen um Frauenbildnisse, Tiere, Naturimpressionen und Segelschiffe zu magischen Ornamenten arrangiert. Schmetterlinge sind seit jeher mystisch aufgeladene Zeichen der Transzendenz. Nur im schmerzhaften Erleben des Ausgestoßenwerdens aus der schützenden Hülle der äußeren Begrenzungen scheinen sie uns zuzuflüstern, ist Geburt, ist Wachstum und Wandlung, ist Werden und ja, auch Vergehen. Mit diesen tiefgründigen Arbeiten bricht Cyrus Overbeck eine Lanze für das Leben, wie es ist, und nicht, wie wir es gern hätten, auch wenn ihn das manchmal sehr einsam macht.

Lieber Cyrus,
Schmetterlinge fliegen einsam, aber sie fliegen dem Licht entgegen ... und der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann einen Tornado in Texas auslösen. Das ist kein Märchen und doch ist es Magie.

Von Herzen und in tiefer Hochachtung vor Deinem Werk

Angelika Wende




Nachtrag
Märchen beginnen mit:
Es war einmal ...
... ein Wissenschaftler, der beobachtete einen Schmetterling und sah, wie sehr er sich abmühte, durch die enge Öffnung seines Kokons zu schlüpfen. Seit vielen Stunden kämpfte der kleine Kerl, um sich daraus zu befreien. Der Wissenschaftler bekam Mitleid mit dem Schmetterling. Er nahm ein kleines Messer und weitete vorsichtig die kleine Öffnung des Kokons, damit sich der Schmetterling leichter befreien konnte. Und so geschah es: Der Schmetterling entschlüpfte plötzlich sehr schnell und sehr leicht.
Doch als der Wissenschaftler ihn erblickte, erschrak er. Die farbenprächtigen Flügel des Schmetterlings waren ganz kurz, und so sehr er sich auch bemühte, er konnte nur flattern, aber es gelang ihm nicht zu  fliegen.
Völlig aufgelöst nahm der Wissenschaftler den verzweifelt flatternden, kleinen Kerl behutsam in seine Hände und lief zu seinem Freund, einen Biologen.Sag, warum sind seine Flügel so kurz, und warum kann der kleine Schmetterling nicht fliegen?“
Der Biologe fragte den Wissenschaftler, was denn geschehen sei. Da weinte der Wissenschaftler und gab zu, dass er dem Schmetterling geholfen hatte aus dem Kokon zu schlüpfen. „Mein armer, trauriger Freund,“ erwiderte der Biologe, „das war das Schlimmste, was du dem kleinen Falter hast antun können. Durch die enge Öffnung ist er gezwungen, sich mit eigener Kraft durchzuquetschen. Erst dadurch kommen seine Flügel aus dem kleinen Körper heraus.
Du hättest ihm dabei zusehen können, wie er sich mit seiner ganzen eigenen Kraft aus dem Kokon kämpft, dann ganz erschöpft zur Erde fällt, sich langsam reckt und streckt und sich entfaltet zum Schönsten alles Schönen, um seine Flügel auszubreiten und zu fliegen. Weil du ihm aber geholfen hast, um ihm den Schmerz zu ersparen, hast du ihm die Kraft seiner Flügel genommen.“
(Verfasser unbekannt)






drunter




unter der oberfläche des "alles ist gut scheins" 
sitzt nicht selten eine geschwulst aus angst, kummer und verwirrung, 
die unablässig an der seele nagt.

take a picture from a picture to make a picture

                                


 jacques prevert, max ernst
  seen through the eyes of wols

Dienstag, 29. Oktober 2013

Aus der Praxis - Die seltsame Welt des menschlichen Gedächtnisses oder warum Erinnerungen sich nicht löschen lassen

Foto: A. Wende

„Das Gedächtnis des Herzens merzt die schlechten Erinnerungen aus und erhöht die guten. Dank dieses Kunststücks gelingt es uns, mit der Vergangenheit zu leben“, schreibt der Schriftsteller Gabriel Garcia Marquez - und irrt damit gewaltig. Wenig tröstlich für alle, denen dieses Kunststück nicht gelingt. Es ist zwar schön die Illusion des Vergessenkönnens als Option zu haben, wenn uns die schlechten Erinnerungen wieder einmal beuteln, nur, und das wissen wir im Grunde unseres Herzens, die Realität verschwindet nicht dadurch, dass wir sie nicht wahr haben wollen.
Tatsache ist: Das Gedächtnis des Herzens, zuhause im limbischen System unseres Gehirns, merkt sich Fehlschläge und negative Erfahrungen besser als das Schöne und Gute. 

"Erinnern heißt leben", schreibt der Schriftsteller Saul Bellow und trifft es damit auf den Punkt: Wir sind Erinnerung. Erlerntes, Erlebtes und Erfahrenes - der Speicher im Kopf, das Meisterstück der menschlichen Evolution - macht uns zu dem Menschen, der wir werden und sind.
Neue Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, dass alle Erlebnisse, alle Erfahrungen, alles Gefühlte eine Spur in Form von raum-zeitlichen Aktivierungsmustern in den neuronalen Netzwerken hinterlassen. Wir müssen uns Erinnerung wie einen Film mit zeitlichem Verlauf vorstellen und nicht wie bislang angenommen, wie ein statisches Foto. Was wir in Raum und Zeit erleben wird demnach nicht als wertfreier Schnappschuss oder wertfreie Aufzeichnung der Wirklichkeit kodiert, sondern es wird mit den Bedeutungen und den Gefühlen des Augenblicks aufgenommen und verinnerlicht. 
"Das so komplex Gespeicherte entscheidet dann darüber, was wir aus dem Strom der täglichen Ereignisse herausgreifen und behalten", konstatiert Daniel L. Schacter, Harvard-Professor für Psychologie und Neurowissenschaft, und belegt dies in seinem Werk „Wir sind Erinnerung“.
Mehr noch, Gedächtnisinhalte können sich sogar ohne Erinnerungbewusstsein manifestieren, was bedeutet, dass Menschen sogar von einem früheren Erlebnis beeinflusst werden können, an das sie sich nicht mehr bewusst erinnern. Dieses sogenannte implizierte, sprich unbewusste Gedächtnis, ein Fund neuester Forschungen, hat die Ansicht vom Wesen des Gedächtnisses grundlegend verändert.

Jeder bewusst und jeder unbewusst erlebte Moment wird als Episode in der Hirnrinde als ein Erregungmuster eingelagert.  
Besonders gut lernt unser episodisches Gedächtnis, wenn ein Erlebnis eine negative Qualtität hat.  „Während alles Positive abperlt, bleibt das Negative sofort kleben“, so der Neurobiologe Rick Hanson. Das liegt daran, dass es für unser früheres evolutionäres Überleben wichtiger war unangenehme Erfahrungen zu vermeiden, als angenehme zu machen. Unser Computer da oben speichert das Unangenehme als oberste Prorität. Das erklärt, warum für viele von uns der Speicher im Kopf eine Erinnerungshölle sein kann, der wir kaum entfliehen können, auch nicht mit positivem Denken und schon gar nicht mit mentaler Schönfärberei. Eingebranntes bleibt eingebrannt und lässt sich, glaubt man den Hirnforschern, nicht aus unseren Köpfen wegkratzen wie alte Fettkrusten auf dem Herd. Damit steht auch die Annahme der kognitiven Verhaltenspsychologie – man müsse nur viele neue positive Erfahrungen machen um die alten negativen zu lösche, oder das Refraiming, die Neubewertung alter Erfahrungen, angesichts der neuesten Forschungsergebnisse, auf wackeligem Fundament.

Noch ein Grund warum das Vergessen nicht gelingen kann: Wenn wir etwas Neues erleben, reaktiviert das Gehirn immer zuerst vergleichbare Erfahrungen aus dem Gedächtnis. 
Alle Erfahrungen werden in der zeitlichen Gegenwartsform gemacht, gespeichert und auch so erinnert. Dieses erinnerte Wissen enthält exakt die Informationen unserer Reaktionen, die wir einst abgespeichert haben. Ein aktuelles Erlebnis und das reaktivierte Wissen werden sofort reflexartig gedanklich verglichen. Dabei aktiviert die temporofrontale Rindenregion Areale im Schläfen- und Scheitellappen biografische Erinnerungen, die dann im Jetzt repräsentiert werden.
Indem wir also gespeichertes Wissen reaktivieren, erleben wir Altes wieder, heißt - wir reagieren auf die neue Situation unbewusst mit den einst gefühlten Gefühlen und Gedanken und wir handeln danach, also ähnlich wie bei der zuerst gemachten Erfahrung. Fatalerweise eben auch, wenn das erinnerte Wissen nicht mit der gerade erlebten Realität übereinstimmt. Genau das macht das im Jetzt sein, im Moment sein und den Moment als das, was er ist wahrzunehmen ohne zu bewerten, so schwer. Da oben läuft ein altes Kopfkino ab und das immer wieder, unbeeindruckt davon, ob wir das wollen oder nicht.


Auch wenn wir im Jetzt sind, stecken wir in unseren Erinnerungsräumen, voll mit Dingen, die aus unserer Erfahrung stammen und die uns geprägt haben - vorzugsweise im dem ersten Drittel unseres Lebens. 
Und da gibt es bestimmte sensible und äußerst kritische Zeitfenster, in denen sich Erfahrungen unauslöschbar zementieren. Bei Kleinkindern sind die sensorischen Systeme besonders aufnahmebereit und die kognitiven Fähigkeiten wenig ausgeprägt. Sie saugen alles auf wie ein Schwamm. So prägt sich durch individuelle Lern- und Erfahrungsprozesse das Gedanken- und Gefühlsgut ein, das später unser Sein in der Welt bestimmt. Das ist ein traurige Wahrheit für alle mit denen es das Leben nicht gut gemeint hat, oder die traumatische Erfahrungen machen mussten. Aber all das erklärt auch, warum wir denken wie wir denken, fühlen wie wir fühlen und handeln wie wir handeln. 
Das könnte uns milder stimmen, wenn sich der Schlund der Erinnerungshölle wieder einmal vor uns auftut oder wenn wir zum hundertsten Mal Situationen, Menschen und uns selbst mit den gleichen Reaktionsmustern entgegentreten, die wir schon immer benutzt haben. Wir könnten milde zu uns selbst sein, es uns selbst verzeihen, wenn wir nicht so sind, wie wir sein möchten und uns sagen: "Ja ich bin Erinnerung, ich denke, fühle und handle aus meiner Biografie heraus. Alle Menschen tun das. Und weil es alle tun, sind auch die anderen wie sie sind, auch wenn sie so nicht sein wollen. Und wenn wir dies im nächsten Schritt akzeptieren gelingt es uns auch milder zu anderen zu sein und nicht zu verurteilen, was uns bei dem oder der nicht in den Kram passt.

Soll das jetzt heißen wir sind Gefangene der Erinnerung, nicht fähig uns zu verändern, nicht fähig das Gute in unser Leben zu lassen und neue glücklichere Erfahrungen zu machen?
Nein, heißt es nicht. Denn es gibt Möglichkeiten mit der Erinnerung anders umzugehen, als sich ihr ohnmächtig zu ergeben oder zu sagen: Ich kann nicht anders. Es gibt den Weg der Achtsamkeit und es gibt den Weg der Selbstbeobachtung und der braucht wiederum Achtsamkeit für uns selbst. 
"Wir können unseren Geist benutzen, um unser Gehirn zu verändern, und dadurch wiederum unseren Geist verbessern", auch das sagt der Neurobiologe Rick Hanson. 
So ist es, ich erlebe es in der Arbeit mit Menschen immer wieder. 

Wenn wir beginnen achtsam zu sein, wenn wir beginnen uns selbst zu beobachten, beginnen wir uns zu verändern. Das bedeutet eine neue Qualität tritt in unser Leben - Bewusstheit. 
Und das ist mehr als im Jetzt sein, es bedeutet beobachtend im Jetzt zu sein. Uns selbst zuzuschauen bei dem was wir tun und es reflektieren. Achtsam mit uns selbst sein ist heilsam. Dazu müssen wir nicht unbedingt meditieren, auch wenn das ein hilfreicher Weg ist, um auf Dauer zu gesunden. Achtsamkeit ist immer und überall anzuwenden, sogar dann, wenn wir wieder einmal im Stress sind. Schon das bewusste Wahrnehmen dessen, was gerade ist, egal welche Qualität es hat, heißt Achtsamkeit üben, heißt bewusst mitzubekomme was gerade geschieht und zwar in uns selbst.

Der Beobachter verändert das Beobachtete. 
Wer wird sich weiter das Leben schwer machen, wenn er sich selbst bei der Hatz im dysfunktionalen Hamsterrad seiner Erinnerungsmuster beobachtet? Irgendwann wird auch der Veränderungsresistenteste begreifen: Das tut mir nicht gut. Und dann achtsamer mit sich selbst umgehen. 

Veränderung ist ein Prozess und er beginnt da, wo wir beginnen bewusst wahrzunehmen, was wir verändern sollten, um mit uns selbst milder und fürsorglicher umzugehen, trotz und mit der Erinnerung. 
Es ist gut, sich jeden Moment, daran zu erinnern.



Aus der Praxis - Gut für uns sorgen

in wahrheit wissen wir es alle: es ist wichtig, dass wir gut für uns sorgen. wichtig um gesund zu bleiben - körperlich, geistig und seelisch.

wenn ich das menschen sage, die zu mir in die praxis kommen, schauen sie mich meist verwundert an. "gut für mich sorgen? was soll das heißen, ich sorge doch gut für mich. ich arbeite den ganzen tag, ich kümmere mich ums geld verdienen, ich kümmere mich um mein berufliches weiterkommen, ich kümmere mich um meine familie, den partner, die kinder. ich sorge doch ständig dafür, das alles gut läuft. also ich weiß wirklich nicht, was sie meinen?" kommt dann.



dann sage ich: schauen sie bitte einmal genau hin, was sie da eben aufgezählt haben. was hat all das damit zu tun, dass sie gut für sich selbst sorgen?
sorgen sie gut für sich selbst, wenn sie ganzen tag für andere arbeiten?
sorgen sie gut für sich selbst, wenn sie alles tun, damit es dem partner, den kindern, dem chef, der firma und und und ... gut geht? sorgen sie gut für sich selbst, wenn sie alles geben, damit alles läuft?
das tun sie nicht. sie tun all das, damit es den anderen gut geht, aber all das hat mit guter sorge für sich selbst absolut nichts zu tun.
"aber", kommt dann der einwand, "wenn ich gut für die anderen sorge, geht es mir doch auch gut."
dann schweige ich eine weile und frage dann mit leiser stimme: ist das wirklich wahr?
darauf folgt erst einmal schweigen. dann ratlosigkeit, oder tränen oder ein noch längeres schweigen.
und irgendwann kommt die frage: "wie meinen sie das denn, gut für mich sorgen?"

dann kann es los gehen. dann beginnt die suche nach dem, was es ist, dieses: gut für sich selbst sorgen, sich selbst gutes tun, sich zeit nehmen, zeit zur ruhe zu kommen, zeit dinge zu tun, die man nur mit sich selbst tun kann, zeit dinge zum leben zu erwecken, die man so lange schon tun will und nicht tut, zeit über den alkohol nachzudenken, von dem man zuviel trinkt, weil er einen am abend runter kommen lässt, zeit über das ungesunde essen nachzudenken, das man aufgrund des ewigen zeitmangels in der mittagspause in sich hineinschlingt, zeit über die vielen jas nachzudenken, die man sagt, obwohl man ein nein meint, zeit über die überforderung nachzudenken, die man sich antut, weil man emint, man sei dafür zuständig, dass alles funktioniert. dann ist es zeit für fragen wie:
was tut mir selbst gut?
was will ich wirklich und was glaube ich wollen zu müssen?
was will ich nicht mehr?
und es ist zeit für die entscheidene frage: warum glaube ich, dass es wichtiger ist für alle anderen zu sorgen, obwohl ich spüre, dass mir das auf dauer nicht gut tut?

oh ja, das sind viele fragen. aber all diese fragen haben ein ziel: den weg dahin zu finden, wo das beginnt, was das wichtigste ist, das wir in diesem leben für uns selbst tun können. und das ist - gut für uns zu sorgen, damit es uns gut geht, uns selbst, dem wichtigsten menschen in unserem leben, der der bleibt, wenn alles andere wegfällt.




Ruhe


nur wenn wir unseren geist allem äußeren verschließen, kommen wir zur ruhe.

in der ruhe erfahren wir alles, was wir wissen müssen.
in der ruhe finden wir antworten.
ruhe ist der schlüssel um zu erkennen, was wir für uns selbst erkennen müssen.


Dienstag, 22. Oktober 2013

Vom Ego zum Selbst - oder ein nahezu unmögliches Unterfangen

"Das Selbst ist das größte Rätsel. Immer schaue ich in mein eigenes Gesicht, um das Geheimnis meines Bewusstseins aufzuspüren.“
Max Beckmann.


Im Zentrum unseres Bewusstseins finden wir das ICH oder das Ego. Die Psychologie macht hierbei keine Unterscheidung.

Das Ego ist der Ich-Gedanke. Das Ego kann mit dem bewussten Verstand gleichgesetzt werden. Dazu gehören alle Gedanken, die wir im Jetzt denken und unsere gegenwärtigen Gefühle. Alle Gedanken und Gefühle, die uns derzeit nicht bewusst sind, gehören zu unserem persönlichen Unbewussten. Dies beinhaltet beide Arten von Erinnerungen: diejenigen, welche wir uns leicht vergegenwärtigen können und jene, die aus irgendwelchen Gründen unterdrückt sind. Mit anderen Worten: Das Ego ist unser Selbstbild, also das Konzept, das wir von uns haben, das wovon wir denken, das bin ich.

Wer vom Ego spricht, spricht vom Ich. Ein Neugeborenes hat noch kein Ego. Es hat ein Selbst, einen Wesenskern, aber noch keine bewusste Vorstellung davon, wer es ist. Kleinkinder sprechen deshalb von sich selbst in der dritten Person. Sie können auch noch nicht zwischen sich und anderen unterscheiden, sie sind symbiotisch mit der Mutter verschmolzen: in den Augen des Kindes sind die Mutter und es selbst eins, es kennt keine Trennung. Erst im Laufe seiner Entwicklung, geprägt durch die Konditionierungen und Erfahrungen seiner Erziehung, sowie den Einflüssen der Umwelt, entwickelt das Kind ein Bild von sich selbst - es entwickelt ein Ego. Das ist der Moment wo es lernt "ich" zu sagen. Mit anderen Worten: Das Ego ist die erworbene, anerzogene Identität des Menschen und im Grunde ist es die unechte Persönlichkeit, eben nicht seine wahre Natur. Die wahre Natur des Menschen ist sein Wesenskern. 

Das vom Außen formierte Ich ist zuständig für das Fühlen, Denken und Handeln eines Menschen, es macht, dass der Mensch sich getrennt vom Außen, also als ICH wahrnimmt und - sich gleichzeitig mit der Umwelt identisch weiß. Um den vielen verschiedenen Anforderungen des Außen, sprich der Umwelt, entsprechen zu können, agiert der Mensch in wechselnden Rollen, die durch Vorbild, Prägung und Erfahrung gelernt sind.

Ein anderer Ausdruck für das Ich ist, nach C. G. Jung, die kollektive Persönlichkeit - der vom kollektiven Denken geprägte Mensch. Das Gegenteil einer kollektiven, sich an die jeweiligen Erfordernisse des äußeren Kontextes anpassende Persönlichkeit, ist der Individualist, ein Mensch, der seine Individualität lebt. Dieser Mensch ist weitgehend unabhängig von den Umständen. Er spielt keine Rollen mehr, er hat sein Ego weitgehendst identifiziert. Er weiß weitgehend, was ihm über sich selbst zu denken beigebracht wurde und was er selbst denkt und fühlt. Er hat sich mit sich Selbst und den verborgenen und durch Konditionierung verschüttten Teilen seiner Persönlichkeit auseinandergesetzt und hat Zugriff auf viele Teile seines Wesens. Das allerdings bedeutet jahrelange Arbeit an sich selbst. C. G. Jung nennt dies den Prozess der Individuation, was ihm Grunde nichts anderes bedeutet als das Selbst, den Wesenskern freizulegen, der vom Ich-Bild/ Ego überschattet und überlagert ist. 

Den wenigsten Menschen gelingt dieses Unterfangen, denn die Tiefen des Unterbewussten sind so tief, das man niemals vollkommen an sie herankommt. Man spricht bei diesen Persönlichkeiten auch von Authentizität, was nichts anderes bedeutet als das Fühlen, Denken und Handeln einer Person übereinstimmen.

Der Normalfall ist: Was wir Menschen nicht als ideal an uns empfinden, was wir als Makel oder Mangel empfinden, verstecken und verdrängen wir. Das Verdrängte haust in den Tiefen unseres Unbewussten, das sind die sogenannten Schatten, die wir unbewusst auf andere oder ins Außen projizieren. So weit, so gut. Wer aber nun vom Ego zum Selbst finden will, der beginnt sich dieser inneren Schattenwelt zu stellen und macht es wie der unerschrockene Jüngling aus dem Märchen, der auszieht das Fürchten zu lernen. Mutig stellt er sich den Tiefen und Untiefen seines Selbst, das sich aus diesen Schatten formiert. Wer dort hinzuschauen bereit ist, wird über sein kleines Ego hinaus sehr viel mehr über sich selbst und die dort schlummernden Kräfte und Energien erfahren, als ein Mensch der in den oberen Bewusstseinstufen hängen bleibt. Und wenn er ein ganz Kluger ist, wird er versuchen diese Schatten zu akzeptieren und zu integrieren und sie nicht mehr abzuspalten oder ins Außen zu projizieren und er wird zum Dank für seine Schattenarbeit wesentlich mehr über sich erfahren als die, die das nicht tun, mit Sicherheit auch mehr, als ihm lieb ist. Daher sprachen die christlichen Mystiker auch vom "Sterben, bevor man stirbt". Oder, um Goethe zu zitieren, der das auch wusste: Wer dies nicht kennt, dies "Stirb und werde", der ist nur ein trüber Geist auf dieser Erde ...", oder so. Mein Ego ist gerade zu faul es nachzuschauen.

Die Egoüberwindung gelingt nur durch mutige und schonungslose "Selbst-Arbeit".

In dieser, sich selbst gegenüber absolute Ehrlichkeit bedingenden Selbstschau, geschieht es im besten Falle, dass in der Begegnung mit dem Unheimlichen, Numinosen das sich im Selbst versteckt, der Glaube an etwas Größeres, Umfassenderes geboren wird. Das nenne ich das Göttliche in uns oder die Achtung vor dem, was größer ist als wir. So weit so gut. Also, so einfach ist es nicht, mit dem Tod des Egos, wie uns so manche Heiler, Gurus oder Internet-Coaches weiß machen wollen. Denn das Selbst, diese Mitte der Persönlichkeit ist von höchster Intensität und sehr vielschichtig. Diese Mitte hat der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung als Ursprung und Erfüllung des Ich bezeichnet. Zitat: "Wie das Unbewusste, so ist das Selbst das a priori Vorhandene, aus dem das Ich hervorgeht. Es präformiert sozusagen das Ich."

Menschen, die nicht auf der Oberfläche des Lebens umherspazieren wollen, die den Mut aufbringen, sich im Zweifel auch mal so richtig vor sich selbst fürchten wollen, begeben sich, um den trüben Geist zu erhellen, auf die Suche nach dem vielschichtigen Selbst, welches das Ich präformiert. Und dann beginnt ein langer, langer Weg, der nicht einmal garantiert, dass man irgendwo ankommt, schon gar nicht dort, wo man ohne der Vermessenheit, sprich dem Hochmut, anheim zu fallen, sagen kann: Ich weiß, wer ich bin, in meiner ganzen Totalität, in meinem ganzen Sein. Es geht nicht!, behaupte ich. Aber ich behaupte auch – der Versuch lohnt sich! Weil mehr wissen ist besser als nichts wissen, vor allem über sich selbst.

Warum geht das nicht?
Es übersteigt unser Vorstellungsvermögen, uns klarzumachen, was wir als Selbst sind, denn dazu müsste der Teil das Ganze begreifen können. Es besteht auch wenig Hoffnung, dass wir jemals auch nur eine annähernde Bewusstheit des Selbst erreichen, denn soviel wir uns auch bewusst machen mögen, immer ist da noch eine unbestimmbare Menge von Unbewusstem. 

"Es ist immer da, es ist jenes zentrale, archetypische Strukturelement der Psyche, das als Anordner und Lenker der seelischen Ereignisse von allem Anfang an in uns wirkt. Sein Ziel und der Drang, dieses Ziel zu verwirklichen, bestehen auch ohne Teilnahme des Bewusstseins", schreibt C.G. Jung. Mit anderen Worten: Das Unbewusste ist unergründlich. Wird aber die Verankerung im Selbst bewusst gemacht, also aus der Projektion auf äußere Objekte zurückgezogen, wird es als autonome Wirklichkeit verstanden und das bedeutet: Man weiß, dass man sein eigenes Ja und Nein ist, sein Hell und sein Dunkel, appollinisch und dionysisch bestimmt. Mehr aber erst einmal nicht.

Mit diesem Gewahrsein erscheint das Selbst als eine Vereinigung der Gegensätze, dann stellt es eine Einheit dar, in der alle Gegensätze der Psyche aufgehoben sind, sprich es gibt keine Trennung mehr. Man spricht dann von Ganzheit. Apropos Ganzheit: Symbole des Selbst als die alles vereinigende Ganzheit treten in allen Kulturen zu allen Zeiten auf: als Yin und Yang zum Beispiel. Es sind die Bilder in denen sich Gott manifestiert, weshalb man vom Selbst als einem "Archetyp des Gottesbildes" sprechen kann, als "Spiegelbild Gottes in der menschlichen Seele".

Die Beziehung zwischen Ich/Ego und Selbst wird in der Psychologie als "Ich-Selbst-Achse" bezeichnet. Nur wenn sie uns bewusst geworden ist und lebendig erhalten wird, ist die Wechselwirkung zwischen Ich und Selbst, ist die Dynamik dieser Achse wirksam, dann verleiht sie dem Menschen innere Sicherheit und das Gefühl von Geborgenheit, die den Anderen nicht mehr "braucht". Doch dummerweise ist es immer das Ich, das sich bespiegelt um sich selbst zu finden. By the way, die meisten Menschen sehen nur in einen einzigen Spiegel – in den eigenen verklärten, der sie dann mit Blindheit schlägt für das, was sie auch sind. Sie bleiben im Ego stecken.

Ein wesentlicher Bestandteil im Prozess der Selbstfindung aber ist der Spiegel. Große Maler wie Dürer und Rembrandt und Max Beckmann verwendeten den Spiegel um mit der Fixierung des eigenen Abbilds auf der Leinwand Zustandsbeschreibungen und Lebensprotokolle anzufertigen. Die Leinwand als Instrument der Identitätssuche, mit dem Ziel, das Ich als ein Selbst erfahrbar zu machen. Sie fühlten, wussten, dass wir alles , jedes Ding, jede Befindlichkeit, jedes Gefühl immer in der Spiegelung haben, dass alles Wahrgenommene durch den Filter und im Abgleich mit der inneren eigenen Wahrheit, ob gefühlt oder gedacht, empfunden wird.

Kompliziert.
Ich weiß wieder einmal, dass ich nichts weiß. Na ja, sagen wir nicht viel.
Ich weiß aber, dass das Selbst eine Paradoxie ist, das These und Antithese und zugleich Synthese darstellt. Und ich weiß, dass, wenn überhaupt, nur das Paradoxe es vermag die unendliche Fülle des eigen in-der-Welt -seins annähernd zu fassen. Und ich weiß, dass die Eindeutigkeit und das Widerspruchslose einseitig sind und daher niemals geeignet, das Unerfassbare zu fühlen oder gar auszudrücken. Und ich weiß, dass, wenn mir jemand erzählt, er habe sich selbst gefunden und sein Ego sterben lassen, nichts anderes zu mir spricht als ein ziemlich fettes Ego, das über den Selbstbetrug noch nicht hinausgefunden hat.

Tja,
"Jeder Mensch wird als Original geboren und fast jeder stirbt als Kopie."
Aldinger

Sonntag, 20. Oktober 2013







vielleicht ist es nicht die furcht vor dem ungewissen, die uns schreckt,
sondern die angst, dem ungewissen nicht standhalten zu können.

alles liegt in der erfahrung des erfahrenden und seiner bewertung des erfahrenen ...



... und niemals erfahren zwei das gleiche
und niemals teilen wir das erfahrene
und immer sind wir damit allein.

Samstag, 19. Oktober 2013

animal farm

a room with a view









when doves cry





kikeriki





pony





a horse with no name




silence





bull




green horn






turn my back on you









sharp tongue



















(copyright angelika wende 2013)